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Kyoto

Die verbleibende Zeit vor meinem Rückflug nach Deutschland wollten meine Freundin und ich noch einmal voll auskosten und eine Reise unternehmen, die uns aus dem stickigen Tokyo herausführen sollte. Nach einigen Überlegungen entschieden wir uns schließlich für die Stadt der Tradition: Kyoto.

Wie auf der Karte zu erkennen ist die Stadt Kyoto reich an Tempeln und anderen Erbgütern so dass man von Glück reden kann, dass die Stadt im zweiten Weltkrieg verschont geblieben ist. Ansonsten hätte Japan ein Juwel und mit ihm viele traditionelle Orte verloren.

Tag 1: Unlimited Torii Works

Für die Reise dorthin kam natürlich einzig und alleine der Shinkansen in Frage, da wir ja schließlich auch noch etwas vom ersten Tag haben wollten. Aber auch so mussten wir etwa 3 Stunden im Zug verbringen, welche jedoch dank leckerem Zug-Bento und einer sehenswerten Landschaft recht schnell vorüber gingen.

Unser Hotel hatten wir nicht von ungefähr sondern aus verschiedenen guten Gründen ausgewählt. Einer davon erwies sich direkt bei unserer Ankunft als angenehm: von der Bahnstation zum Hotel waren es gerade einmal 5 Minuten Fußweg. Das Hotel Monterey sollte erst in den nächsten Tagen sein zweijähriges Bestehen feiern und die Ausstattung und der Service waren von höchster Qualität. Unser Zimmer war nicht unbedingt groß, wirkte auf uns aber sehr sauber und wie das Hotel allgemein sehr angenehm. In der Lounge wurden wir sogleich freundlich begrüßt und man bot uns das Verwahren unseres Gepäcks an. Nachdem wir unser Gepäck abgestellt hatten, machten wir uns zu einem unserer vorweg ausgewählten Ziele auf.

Der Fushimi-Inari-Taisha-Schrein im Südosten Kyotos war unser erstes Ziel. Bereits am Eingang begrüßte uns eines von vielen Torii, welche auf dem Gelände dieses Schreins dominant und in der ganzen Stadt verteilt sind. Diesen Aufbauten wird nachgesagt, dass sie böse Geister abhalten und denjenigen, der durch sie läuft vor Unheil schützt. Insofern dürfte man in diesem Schrein sehr sicher sein, da hier ganze Torii-Tunnel errichtet wurden. Der Anblick dieser in Reih und Glied aneinander geketteten Torbögen war wirklich erstaunlich und zeugte von Jahrzehnte oder gar noch längerer Fürsorge und Pflege. Meine Freundin erzählte mir in diesem Zuge auch, dass oftmals ausländische oder im Ausland lebende japanische Leute Geld für die Errichtung eines neuen Torii spenden. Und tatsächlich fanden sich auf vielen dieser Torii namentliche Verewigungen.

Der Weg führte uns auf verschlungenen Pfaden tief ins Innere des Waldes, vorbei an kleinen Altären und Gedenkstätten. Recht weit oben am Berg fand sich sogar ein kleines Gasthaus welches zur Einkehr einlädt. Wir setzten unseren Weg jedoch fort und erklimmten schließlich eine Plattform etwas weiter oben. Von hier aus konnte man die weite Flur überschauen und bis ans andere Ende von Kyoto blicken. Dazu gesellten sich die letzten Sonnenstrahlen des Tages und verliehen dem Himmel einen malerischen Farbverlauf. Direkt neben uns gestaltete sich zudem ein recht merkwürdiges Naturschauspiel: eine riesige Kolonie an Krähen erhob sich auf ein Mal in die Lüfte, nachdem sie zuvor den Bäumen ausharrten. Der Flug trieb sie jedoch nicht weit, so sie denn bereits nach einigen Metern eine Kehrtwende machten und in die Baumwipfel zurückkehrten. Und das wiederholte sich danach. Immer und immer wieder. Wie gesagt, merkwürdig.

Auf dem Rückweg schauten wir uns noch das Hauptgebäude auf dem Schreingelände etwas genauer an und entdeckten Laternen mit den Silhouetten der verschiedenen Sternzeichen. So machten wir es uns noch zur Aufgabe, jeweils unsere und die unserer Eltern und Bekannten ausfindig zu machen. Schließlich wurde es aber auch dunkel und wir machten uns auf den Weg zurück ins Zentrum um noch einen Ort für das noch ausstehende Abendessen zu finden.

In der überdimensionierten Kyoto-Station von JR sind wir schließlich fündig geworden. Neben den endlos fortwährend wirkenden Treppen im Inneren finden sich dort auch diverse Läden und Restaurants auf  jeder Ebene. So sind wir auf ein traditionelles Restaurant gestoßen und haben uns schließlich für eine Köstlichkeit entschieden: Soba nebst etwas Tempura. Passend dazu natürlich auch den unbeschreiblich aromatischen Soba-Cha, Buchweizen-Tee also. Die Soba-Nudeln in Kombination mit der kühlen Soja-Dashi-Suppe sowie Lauch und Sesam mundet einfach in jeder Hinsicht.

Nach diesem köstlichen Mahl machten wir uns auf, auch noch die restlichen Stufen bis zur obersten Ebene zu erklimmen, womit wir die 葉っぴてらす, die Happy Terrace erreichten. Neben angenehmer Beleuchtung und Pflanzen konnte man dort allerdings nicht mehr viel sehen, da leider in jeder Richtung hohe Wände die Sicht blockierten. So traten wir schließlich den Heimweg zum Hotel an und konnten schließlich bereits auf einen ereignisreichen Tag zurückschauen.

Tag 2: Einmal Tempel und zurück

Den nächsten Tag starteten wir mit einem guten Frühstück beim nahe gelegenen Starbucks. Bei einem der vielen. Starbucks auf der an unserem Hotel gelegenen Straße ist mit Dönerbuden bei uns vergleichbar: maximal 20 Meter Abstand, so dass auch niemand auf dem Weg verhungern muss. Somit gestärkt begaben wir uns an diesem Tag weit nach Westen zum Katsuragawa-Fluss im Ortsteil Arashiyama. Die Umgebung vermittelte hier eine angenehme Ruhe, sei es durch das gemächliche Fließen des Flusses oder die Berge, die eine Unverwüstlichkeit ausstrahlen.

Trotz der niedrigen Temperaturen trieben sich an diesem Ort einige Interessierte herum und es gelang uns sogar, einige erste kleine Blüten an den Bäumen zu erkennen. Inmitten dieses Geflechts aus Zweigen hatten es sich Spatzen gemütlich gemacht und genossen sichtlich die Sonne, die sich nun auch endlich durch das dicke Wolkendach kämpfen konnte. Die sanften Lichtstrahlen spiegelten sich auf dem Wasser wie feiner Diamantenstaub. Idyllisch.

Nicht unweit des Flusses fanden wir sogleich auch unser nächstes Ziel, den Tenryū-ji-Tempel. Vorbei an kleineren Tempelgebäuden und Gärten ganz im Sinne der Zen-Philosophie erreichten wir die Haupthalle und damit auch den daneben angelegten Teich. Wie so oft in Japan tummelten sich hierin unzählige Koi-Karpfen und alle bei bester Gesundheit. So gesund, dass hin und wieder einige aus dem Wasser sprangen. Weiter des Weges näherten wir uns allmählich der Gartenanlage und erlaubte uns einen ersten Blick auf die Kirschblühte dieses Jahres. In liebevoller Feinarbeit wurde der Garten gehegt und gepflegt und der Spaziergang hindurch gestaltete sich als wahre Wonne. Und in den oberen Baumkronen der Bäume konnte man einen Blick auf Mejiro erhaschen. Da hieß es innehalten und die Seele baumeln lassen.

Schließlich verabschiedeten wir uns jedoch vom Tempel und gingen weiter unseres Weges, da Kyoto noch viele andere schöne Orte zu bieten hat. Somit fuhren wir also wieder zurück ins Stadtzentrum und stürzten uns im starken Kontrast zur ruhigen Idylle wenige Momente zuvor nun in das wuselige Stadtleben Kyotos. Nach kurzer Zeit trieb es uns in eine kleine Seitengasse wo es von traditionellen Wohnhäusern und Gaststätten nur so wimmelte. Auch einer der sehr flachen Flüsse, die sich gemütlich kreuz und quer durch die Stadt winden und die Häuserfassaden, die aneinandergereiht dem Flussverlauf folgen, ist ein Anblick für sich. Zurück an der JR-Station kehrten wir in eine andere Gaststätte ein und gönnten uns zur Abwechslung einmal ein etwas untypischeres Essen: Spaghetti und Pizza. Auch wenn das Essen selbst schmackhaft war, sollten wir diese Entscheidung am nächsten Tag bereuen; der hohe Fettgehalt ist nun einmal schwer zu verdauen.

Tag 3: Beeindruckende Bauwerke

Nach dem Aufbruch am Morgen wanderten wir durch eine kleine Häuserschlucht in einen Innenhof und fanden zu unserem Erstaunen einen Tempel vor. Inmitten der Hochhäuser der Innenstadt von Kyoto. Gut besucht von Menschen und Tauben war dies ein ungewöhnlicher Anblick.

Unser erstes Ziel des Tages sollte an diesem Tage der Kiyomizudera-Tempel sein. Da wir auf das Frühstück zugunsten eines leckeren Mittagessens verzichtet hatten, begaben wir uns auf dem Weg dahin auf die Suche nach einem Restaurant und wurden schließlich nicht nahe des Tempels fündig. Ein Restaurant spezialisiert auf Tofu und die unzähligen Möglichkeiten, daraus Speisen zu bereiten erschien uns verlockend weshalb wir dort einkehrten. Im Eingangsbereich konnte man den Meistern in der Küche sogar durch Schaufenster beim Zubereiten der Speisen zuschauen.

Wir entschieden uns für ein Menü, welches Tofu in Formen enthielt, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Da gab es die reguläre Rohform als weißer und sehr weicher Würfel, als hauchdünner Film zusammengerollt mit Naruto, gebraten mit Miso-Paste und in einem Topf zum Abnehmen der Haut beim Erhitzen. Dazu noch als Getränk. Nach diesem Mahl waren wir pappsatt und genossen den wunderbaren Ausblick durch die Fenster des Restaurants. Da begann es zu schneien. Nur kurz und nur ein wenig, aber dennoch genug, um mich zu erfreuen. Fast den gesamten Winter über konnte in in Tokyo nicht eine einzelne Schneeflocke sehen, was schon ein wenig deprimierend war.

Hiernach begaben wir uns nun weiter Richtung Tempel und erreichten nach kurzer Zeit dessen Areal. Auf Schnee folgte nun Regen was dem imposanten Anblick des Hauptgebäudes jedoch keinen Abbruch tat. Völlig offen und frei begehbar balanciert dieses auf meterhohen Holzpfosten und regen Erstaunen über die Tragfähigkeit dieser Konstruktion. Tagtäglich dürften hier tausende von Menschen pausieren und ihre Blicke über die Stadt schweifen lassen. Angesichts der Wetterlage war da in diesem Moment allerdings nicht allzu viel auszumachen, der namens gebende Brunnen im Inneren des Komplexes lies sich jedoch ohne Weiteres ausmachen. Nachdem wir auf dem Bergpfad hinter dem Hauptgebäude vorbei an Baustellen wanderten, erreichten wir schließlich diesen. Hier fanden sich viele Menschen, um eigenhändig etwas von dem heiligen Wasser dem viele gute Eigenschaften nachgesagt werden aufzufangen und zu trinken.

Schließlich verließen wir den Tempel und machten uns auf in Richtung Stadtzentrum zum Shimogamo-Schrein. Dessen malerische Erscheinung wirkte trotz oder gerade wegen des Regens überwältigend. Der kleine flach läufige Bach, auf dem die Regentropfen hernieder fielen, rundete die harmonische Wirkung ab. Im starken Kontrast zum grau-braunen Gestein des Mauerwerks strahlten die roten Fassaden der Gebäude und Torii umso stärker. Ein wahrhaftig prachtvoller Anblick.

Nach einem weiteren Fußmarsch ins Stadtinnere kehrten wir in ein Café ein, welches eine der Spezialitäten Kyotos anbot: Maccha. Vergleichbar mit dem Tofu des Vortages ist auch dieses zu den (un)vorstellbarsten Formen verarbeitet werden. So gab es neben dem einfachen Grünen Tee auch Maccha-Cappuccino, leckere Maccha-Mochi und sogar Maccha-Eis. Für mich ein Himmel auf Erden. Nachdem wir uns so verköstigt wollten wir wieder aufbrechen, nur um nach dem Verlassen des Cafés zu bemerken, dass mein Regenschirm plötzlich kaputt war. Ordnungsgemäß in dem dafür vorgesehenen Ständer abgestellt muss ein anderer Gast daran mit wenig Feingefühl gezerrt haben, denn die Stange war aus der Halterung am Schirm herausgerissen worden. Äußerst ärgerlich, hat mir dieser doch stets gute Dienste geleistet. Glücklicherweise nahm der Regen allmählich ab.

Wir liefen weiter gen Westen und betraten schließlich inmitten eines traditionellen Viertels ein Lokal um uns etwas Schönes zum Abendessen auszusuchen. Die hier dominante Speise: Okonomiyaki. Artgerecht mit niedrigen Tischen und einer großen Bratplatte inmitten dessen nahm man hier gemütlich Platz auf dem Boden, ließ sich den Teig auf die heiße Platte geben und konnte nach wenigen Minuten schon zugreifen. Nebenan amüsierte sich eine größere Gruppe mit Sake und anderen Leckereien. Nach dem Essen gönnten wir uns noch eine Entspannungspause und machten uns schließlich auf den Heimweg.

Tag 4: Schweigen ist Silber

Das Frühstück an diesem Tag nahmen wir zuallererst im Caffe Veloce zu uns. Nach einer Busfahrt und einem kleinen Fußweg erreichten wir hiernach unser nächstes Reiseziel im Osten Kyotos: den Ginkaku-ji-Tempel. Meine Freundin ist hier bereits einmal als kleines Kind gewesen und riet mir daher, mir auch diesen einmal anzuschauen. Zuallererst fiel hier der akkurat in geschwungenen und geraden Linien angehäufte Sandgarten und der darin gelegene Kōgetsudai auf. Und wie praktisch überall fand sich auf dem Tempelgelände auch ein kleiner Shinto-Schrein. Solch eine Konstellation findet man in Japan auffällig oft vor.

Bei der Wanderung durch die üppige Vegetation des Gartens fiel uns recht schnell die anwährenden Bauarbeiten am Pavillon auf. Gerade dieser soll jedoch ein Höhepunkt auf dem Tempelgelände sein, was damit ein wenig bedauerlich war. Die allgegenwärtige Ruhe wurde nur von ein paar Jungs unterbrochen, welche wild durch die Gegend rannten und schließlich von einem Angestellten zurecht gewiesen wurden. Schweigen ist bekanntlich Silber. Oder so ähnlich.

Als letzten Ort an diesem Tage besuchten wir den To-ji-Tempel im Zentrum der Stadt. Die alles überragende Pagode wurde meiner Freundin zufolge nur mittels Holz errichtet und ist damit schon das zweite Bauwerk auf unserer Reise, welches die Grenzen dieses Baustoffs ausreizt. Die nicht unweit davon gelegene Studienhalle auf dem Gelände beeindruckte mit einem enormen Detailreichtum an der Fassade. Und auch hier herrschte eine unbeschreibliche Ruhe, welche auch auf die Tiere abfärbte. So konnte man sich ohne Probleme einem Kranich bis auf wenige Schritte nähern und Koi-Karpfen schwammen in Erwartung einer Fütterung an die Oberfläche des umliegenden Grabens.

Damit neigte sich unser Aufenthalt in Kyoto aber auch allmählich dem Ende zu und wir begaben uns mit Sack und Pack wieder zur JR-Hauptstation. Noch ein letztes leckeres Essen sollte uns den Abschied ein wenig versüßen. Direkt in der Station fanden wir ein Restaurant vor, und bestellten unser Essen nebst dem obligatorischen Soba-Cha. Für mich sollte es Udon mit Tempura sein. Absolut köstlich.

Am Bahnsteig angekommen fuhr nach einiger Zeit auch schon wieder der Shinkansen ein, der uns zurück nach Tokyo bringen sollte. Noch einige letzte Blicke zurück auf eine traditionsreiche Stadt mit unzähligen schönen Orten, welche wieder zum Besuch einlädt. Und somit ließen wir Kyoto begleitet von einem güldenen Sonnenuntergang hinter uns nur um uns zu schwören, dass wir in Zukunft einmal wieder zurückkehren würden. Diese Stadt ist einfach ein Erlebnis für sich, welche sich jeder selbst anschauen und sie erleben sollte, wenn er die Gelegenheit dazu hat. Wir haben sie genutzt und für mich ist Kyoto bis heute einer der schönsten Orte, die ich je in meinem Leben gesehen habe.

Um einen ausführlichen Eindruck davon zu vermitteln gibt es hier noch sämtliche Aufnahmen:

Aufstieg auf den Takao-san

Da es zu Silvester bereits sehr spät und wir sowohl erschöpft als auch völlig durchgefroren waren, konnten wir nicht die Gelegenheit nutzen, den ersten Sonnenaufgang des neuen Jahres auf dem Takao-san zu begrüßen. Dies wollten wir nun endlich nachholen, weshalb wir uns zu ebendiesem Berg aufmachten.

Direkt bei unserer Ankunft wehte uns eine frische Bergluft entgegen, welche eine willkommene Abwechslung zum Dunst der Großstadt darstellte.

Ob es am Kanji des Berges lag (尾山) oder einfach den generell zuhauf überhöhten Preisen: 900¥ für Hin- und Zurückfahrt bzw. 477¥ für eine Einzelfahrt erschien uns dann doch ein wenig überzogen, lies teuer (い). Also entschlossen wir uns, den Berg auf traditionelle Art und Weise zu erklimmen: zu Fuß.

Dies sollte sich bereits nach kurzer Zeit schon als mittelgroßes Abenteuer herausstellen, da die von uns gewählte Route sprichwörtlich über Stock und Stein führte. Die alteingesessene Waldvegetation schlug überall ihre mächtigen Wurzeln, was teilweise interessante Formationen zutage brachte. Über raue Felsen zu wandern mutet da nicht minder herausfordernd an.

Die wenigen Wege zwischen den Hindernissen gaben oft auch keinen Grund zur Entspannung, da sie von Erdrutschen und dem feuchten Klima bereits deutlich gezeichnet waren.

Und während ich zu einer von uns undefinierbaren Sektion auf der Karte scherzhaft anmerkte, dass man da wohl von Stein zu Stein hüpfen müsse, wünschte ich mir an Ort und Stelle, dass ich mich irrte. Denn umgeben von zwei kleinen Bächen mussten wir genau das tun. Das angenehm sanfte Rauschen des Wassers war jedoch eine angemessene Entschädigung für die Mühen.

Nach diesem Hindernis folgte jedoch plötzlich ein von Menschenhand befestigter Weg. Hohn oder Lohn? Das vermochte keiner von uns zu sagen. Am Ende dieses kurzen Laufes konnten wir bereits in der Ferne den unebenen Teppich ausmachen, welcher die Stadt Tokyo darstellte.

Wir drehten uns um und sahen uns einer neuen Herausforderung gegenüber gestellt: Stufen. Viele davon. Sehr viele. Und in nicht gerade angenehmer Schritthöhe. Diese letzte Sektion forderte die meiste Kraft von uns, obgleich sie eigentlich Menschen den Aufstieg erleichtern sollte.

Doch was wir nach diesem letzten Kraftakt auf dem Gipfel zu sehen bekommen sollten, war jegliche Mühe wert. Ein wahrhaftig malerisches Bild bot sich uns dar. Hochgezogene Gebirgsrücken mit scharfen Konturen verliefen nach unten im Nichts; ein Bild wie man es nur von Gemälden kennt.  Im Hintergrund thronte der Fuji-san in all seiner Mächtigkeit. Umrahmt wurde dieses Bild schließlich noch von Pflaumenbäumen, welche von der gerade im Sinken inbegriffenen Sonne in goldgelbes Licht getaucht wurden.

Wir genossen diese Atmosphäre ausgiebig, mussten uns jedoch schon bald auf den Heimweg machen, da wir nicht wussten, wann die letzte Seilbahn ins Tal zurück fahren sollte.

Auf dem Weg dorthin mussten wir uns an einer Weggabelung zwischen dem Weg für Frauen und den für Männer entscheiden. Wir entschieden uns für ersteres und ein Blick zurück nach der Wiederzusammenführung bestätigte unsere Entscheidungen: wieder Treppen.

An der Bergstation der Seilbahn angekommen standen wir ungläubig verschlossenen Toren gegenüber. Die letzte Fahrt war natürlich schon vorüber gewesen. Somit blieb uns keine andere Wahl, als den Heimweg wiederum zu Fuß anzutreten, jedoch dieses Mal über eine andere Route.

Diese war deutlich besser zu laufen, da offenbar wirklich für Mensch und Auto gebaut, jedoch war auch diese nicht ohne Manko: eine Beleuchtung war fast überall vorhanden, nur eingeschaltet war sie nicht. Unter diesen Bedingungen gestaltete sich der Abstieg nicht weniger anstrengend als der Aufstieg.

Nichtsdestotrotz bewältigten wir auch diese Hürde und fanden schließlich wohlbehalten den Heimweg.

Alle Bilder dazu finden sich hier:

Leuchtender Sonnenuntergang

Gestern Abend gab es hier einen beeindruckenden Sonnenuntergang zu sehen. Bedauerlicherweise konnte ich mitten in der Stadt nur wenig davon sehen, aber bereits dieser eingeschränkte Anblick war wunderschön. So schön, dass ich ihn festhalten musste:

Japan Media Arts

Bei der Kombination „Japan“, „Media“ und „Arts“ kann ich nur schwerlich widerstehen und so verwundert es wenig, dass ich der solchermaßen betitelten Ausstellung unbedingt beiwohnen musste. Was die IJT zu Odaiba, war an diesem Tage die Japan Media Arts zu Roppongi.

Der zweite Stock des in einem interessant futuristisch-geschwungenen Baustil gehaltenen National Art Centers in Tokyo wurden auf einer relativ kleinen Fläche unzählige, teilweise preisgekrönte Werke diverser Künstler aus aller Herren Länder ausgestellt. Unterteilt wurde das Ganze hierbei in „Art“, „Entertainment“, „Manga“ und „Animation“.

Zu meinem Bedauern kamen die beiden letzten Kategorien kürzer als von mir erhofft, jedoch gab es nichtsdestotrotz einige interessante Beiträge zu sehen. So fand ich unter der Rubrik „Art“ mit großem Erstaunen den Beitrag „touched echo“, bei welchem die Töne des Bombenangriffes auf Dresden am 13. Februar 1945 mit Hilfe des eigenen Körpers zu vernehmen waren. Einen Beitrag zu meiner Wahlheimatstadt in Japan zu sehen hätte ich mir niemals vorstellen können.

Ein weiterer Beitrag, welcher meine Aufmerksamkeit auf sich zog, war „Moment – performatives spazieren“. Auch dieser Beitrag wurde in einer deutschen Stadt, Berlin, aufgenommen. Die Stop-Motion-Technik kam bei diesem Videobeitrag zum Einsatz und Aufnahmen mit dieser Technik gestalten sich oft äußerst interessant, da sie erstaunliche Effekte ermöglicht. Eines der wohl populärsten Beispiele hierzu ist „Tony vs. Paul“:

Abseits davon fand ich einen dritten Beitrag aus Japan bemerkenswert: Lights von Suzuki Emiko. Ich liebe Spiele mit Licht im Dunkeln und Fotoaufnahmen aller Art hierzu. Umso inspirierender wirkten die Aufnahmen besagter Künstlerin auf mich. Meine derzeitige Kamera ist zwar wiederum merklich besser als ihr Vorgänger, aber an die Qualität professioneller Geräte reicht sie bei weitem noch nicht. Zwei Eigenschaften, die ich merklich vermisse, sind ein manuell einstellbarer Fokus sowie eine manuell einstellbare Verschlusszeit. Viel zu oft fällt es mir schwer, der Kamera begreiflich zu machen, was ich fokussiert haben möchte. Und eine absolut ruhige Hand habe auch ich nicht. Aber ich schweife ab.

Unter „Entertainment“ konnte man sich mit Hilfe des Wii Balance Boards und Wii Fit körperlich ertüchtigen. Weniger körperlichen Einsatz erforderten PS2-Spiele wie Devil May Cry. Wiederum etwas mehr erforderte das Spiel „Gyorol“. Bei diesem Spiel wurde der geneigte Teilnehmer unter Nutzung seines eigenen Mobiltelefons interaktiv in die Spielumgebung eingebunden. Relevant nicht nur in Bezug auf seine Optik sondern vielmehr in Bezug auf seine Aussage war der Beitrag „Carbon Footprint“. Laut diesem Beitrag dauert es ganze 50 Jahre bis eine Blechdose sich selbst entsorgt hat. Das manuelle Entsorgen steht dem mit etwa 1 Sekunde gegenüber. Klare Aussage für das Recycling-System.

Die Rubrik „Animation“ konnte mit einigen recht anschauenswerten Beiträge aufwarten. So zum Beispiel mit einer umfangreichen Liste von Anime-Trailern, wobei zumindest für mich leider nichts Neues dabei war. Nichtsdestotrotz zauberte das Wiedersehen mit den Charakteren von Sayonara Zetsubou Sensei ein Lächeln auf mein Gesicht. Abgesehen davon waren aber auch die regulären Animationsbeiträge zum Teil recht interessant.

Insgesamt also eine recht gelunge Ausstellung mit vielen bemerkenswerten Werken diverser Künstler. Alle Bilder zum Beitrag gibt es hier:

Roppongi Hills

Ein sehr interessantes Reiseziel in Tokyo sind die Roppongi Hills. Ursprünglich war der Tokyo-Tower das Ziel der Reise, doch ein Fußmarsch von den Hills zum Tower ist recht lang, weshalb wir uns den Besuch des Tokyo-Towers für einen anderen Tag aufgehoben haben.

Nach einer Fahrt mit der äußerst tief gelegenen Toei-Ōedo U-Bahn-Linie gingen wir zielstrebig in Richtung Curry-Restaurant. Meine Freundin hatte dort bereits einmal gegessen und das Restaurant in guter Erinnerung behalten. Eine Erinnerung, die nicht täuschen sollte, denn das Essen dort war wirklich ausgesprochen lecker bei einem akzeptablen Preis.

Vollends gesättigt begaben wir uns dann wieder nach draußen und damit in Richtung des TV-Asahi-Studios. Dem kleinen japanischen Garten neben dem Studio konnten wir angesichts des äußerst starken und kalten Windes nur kurz einen Blick widmen. Im Inneren gab es Informationen und Merchandising rund um das Programm des Fernsehsenders zu sehen, darunter z. B. Crayon Shin-Chan und Tokumei Kakarichō Tadano Hitoshi.

Hiernach und einem kurzen Rundgang rund um den Mori-Tower begaben wir uns in den Einkaufsbereich am Fuße dessen. Das Wetter war zu diesem Zeitpunkt beim besten Willen nicht spaziergängerfreundlich. Viele teure Geschäfte mit allen möglichen Dingen die der Mensch braucht oder nicht konnten wir hier vorfinden. Allerdings waren hier auch einige Dinge dabei, die man sich schon gerne leisten würde, wie ansprechende Möbel oder andersartige Innenausstattung.

Nachdem wir uns umgeschaut hatten, begaben wir uns über das Museum-Corn in das Innere des Mori-Towers, von wo aus uns ein Aufzug in die Höhe beförderte. Sehr freundlich: trotz eines ausländischen Studentenausweises konnte ich eine Eintrittskarte zum Studentenpreis bekommen. Oben angekommen erwartete uns eine wahrhaft großartige Aussicht. Nahezu zu 360° konnten wir die Stadt Tokyo von oben betrachten. Wie bereits seinerzeit im Government Twin Tower in Shinjuku konnte man nun die Enge und unglaubliche Menge an Häusern und Straßen sehen. Und im Westen in weiter Ferne thront Fuji-san und wacht über die Stadt. Bedauerlich nur, dass dass Sky-Deck auf dem Dach des Gebäudes zu diesem Zeitpunkt aufgrund zu starkem Wind geschlossen war.

Je dunkler es wurde, umso schöner wurde dieser Anblick. Zuerst aufgrund des rötlichen Schimers des Abendhimmels über dem Fuji-san, später durch das schier endlose Lichtermeer der Stadtlichter. Immer wieder ein sehenswertes Bild.

Alle Bilder gibt es wie immer hier:

Shin-Minami-Guchi in Shinjuku

Am Freitagabend sollte ich mich mit meiner Freundin am neuen Südausgang der JR-Station in Shinjuku treffen und die Wartezeit habe ich unter anderem damit verbracht, die einzelnen Bilder für dieses neue Panoramabild zu schießen. Der Panorama-Modus meiner unlängst neu erstandenen Kamera ist hier wirklich äußerst rentabel.

International Jewellery Trade

Im Januar des neuen Jahres sollte mir ein besonderes Privileg zuteil werden: ich durfte meine Praktikumsfirma auf die größte Schmuck- und Juwelenmesse Japans begleiten. Es handelt sich hierbei um die IJT, die International Jewellery Trade Fair.

Die Anreise gestaltete sich recht kurz und relativ schmerzfrei, da meine Freundin und ich zuvor zufällig bereits in Odaiba gewesen sind. „Relativ schmerzfrei“ deswegen, weil ich mir anlässlich dieses Ereignisses neue Schuhe gekauft hatte und diese zumindest am ersten Tag bereits auf dem Weg zur Messehalle trug. Ein Fehler, wie sich später herausstellen sollte.

Die Messehalle war riesig und dabei nur eine von zweien. Bei meiner Ankunft war erwartungsgemäß schon fast alles aufgebaut, so dass ich einen kurzen Plausch mit den anwesenden deutschen Designern sowie dem amerikanischen Händler von D&M Pearl halten konnte. Doch schon bald sollten die Hallen für die Besucher geöffnet werden.

Meine Aufgaben auf dieser Messe waren vorrangig die Gewährleistung der Sicherheit der Waren. Schwund kommt Unternehmen in diesem Gewerbe teuer zu stehen, weshalb hier Aufmerksamkeit geboten war. Daneben versuchte ich aber natürlich auch Kundenfragen so gut wie möglich zu beantworten. Der Kundenkreis konnte hierbei vielfältiger nicht sein; von einfachen Kunden, welche recht unschlüssig angesichts der schieren Menge an Schmuck wirkten über Händler, welche auch hier und da konkrete Fragen hatten bis hin zu Geschäftsführern anderer Firmen war hier alles vertreten.

Eine besondere Erwähnung in der Produktreihe meiner Praktikumsfirma sind hierbei die Kasumigaura-Perlen wert. Praktisch jeder Besucher hielt in Gegenwart dieser Glanzstücke einmal inne, um ihre Schönheit zu bestaunen. Einigen wenigen Kunden war diese Brillanz sogar einen Kauf wert.

Gegen Ende des ersten Tages ging es am Stand der Firma recht heiß her und Kunden strömten von allen Seiten heran um Schmuck zu erstehen. Am zweiten Tag sollte es da eher gemächlicher zugehen. Insgesamt soll der Andrang im Vergleich zum Vorjahr deutlich niedriger gewesen sein, was auf die allgemeine Wirtschaftskrise weltweit zurückzuführen ist.

Meine beiden Tage auf der Messe vergingen recht schnell und am Ende des zweiten Tages ließ ich es mir nicht nehmen, mich auch einmal in der Halle umzusehen. Einige bemerkenswerte Stücke waren hierbei zu sehen wie Uhren mit ausgefallenem Design, schöne Opale aus Neuseeland sowie Halsketten die angesichts der schieren Mächtigkeit des an ihnen befestigten Juwels unmöglich zu tragen wirkten.

Alle Bilder gibt es wie üblich direkt hier: