I’ve 最高!

Kurz nachdem ich in Japan angekommen war, erfuhr ich, dass im Januar 2009 ein Konzert stattfinden sollte, welches viele meiner liebsten Sängerinnen auf einer Bühne zusammenführen sollte. Der Titel des Konzerts: „I’ve in Budokan 2009 ~Departed to the Future~“.

Zuvor bestand die Herausforderung darin, Karten für dieses Ereignis zu erlangen, da diese nicht direkt zu kaufen sondern nur durch ein Gewinnspiel zu haben waren. Meine Freundin und ich hatten Glück, letztendlich zwei Karten – und wie wir später merkten sogar recht gute Plätze – zu erlangen.

Die Zeit verging schnell und schon stand der 2. Januar vor der Tür. Wir begaben uns Richtung Tokyo, wo das Nippon Budokan zu finden ist. Auf dem Weg stießen wir bereits zufällig auf eine der beiden Freundinnen, mit denen wir uns sowieso treffen wollten. Die andere wartete bereits am Zielort auf uns. Wir gingen dann gemeinsam in ein Restaurant, um vor dem Konzert noch einen Happen zu uns zu nehmen. Die beiden Freundinnen stellten sich als Otakus heraus und so fanden sich schnell viele gemeinsame Interessen. Von einer dieser erhielten wir auch ein wichtiges Utensil für Konzerte dieser Art: Leuchstäbe.

Hiernach gingen wir dann auch auf direktem Wege zur Konzerthalle, wo sich bereits ein riesiger Menschenauflauf eingefunden hatte. Und auch nur wenige Augenblicke später begann bereits der Einlass. Recht schnell machte sich die sehr gute aber auch sehr strikte Organisation bemerkbar. So war im Inneren für jeden, der eine Konzertkarte sein Eigen nennen konnte, ein Sitzplatz reserviert. Das gab es bei keinem der Konzerte, dem ich bisher beigewohnt hatte. Das zur positiven Seite; die negative Seite war jedoch, dass Fotoaufnahmen jeglicher Art im Inneren der Konzerthalle strengstens verboten waren. Gegenläufige Versuche wurden jederzeit schnellstens unterbunden. Gerade für mich war dies ein ziemlich schwer zu schluckender Fakt. Davon wollte ich mir aber nicht die Freude am Konzert verderben lassen.

Um Schlag 16:00 fing das Konzert an und ging mit Kawada Mami und dem großartigen PSI-missing gleich in die Vollen. Bekleidet war sie mit einem sehr ansprechenden und zu ihr gut passenden schwarzen Lederkleid, was für mich eines der besten Outfits des Abends war. Vom Start weg war das Publikum voll dabei und wirkte an diesem energiegeladenen Spektakel mit. Und der Anblick der unzähligen Leuchtstäbe, welche zum Rhythmus tanzten, war überwältigend.

Die äußerst mächtigen E-Gitarren kamen Kawada Mamis Stücken sehr zu gute und gaben ihnen noch einen Funken mehr Energie. So sang sie neben einigen anderen Stücken dann etwas später auch das von mir sehnsüchtig erwartete JOINT und zum Abschluss ihres Teils noch Get my way. Ein wahrhaft furioser Start in einen Abend, der gehaltvoller nicht sein konnte.

Als nächstes stand der Auftritt von Shimamiya Eiko auf dem Plan. Ihr Outfit erinnerte ein wenig an Tinkerbell, wie sie selbst anmerkte. Ihr Auftritt gestaltete sich zunächst jedoch recht kurz und beschränkte sich auf ULYSSES von der gleichnamigen EP sowie zwei weiteren Stücken. Jedoch trat sie hiernach gleich wieder mit ihrer Kollegin Kawada Mami in Form von Healing Leaf auf die Bühne und trug noch zwei weitere Stücke vor. Zum Schluss übernahm sie noch die Introduktion der nächsten Künstlerin, die hier zum allerersten Mal singen sollte.

IKU, so der Name, war mir bisher nur vom ED von To Aru Majutsu no Index bekannt. Erst in diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass auch IKU mehr oder weniger etwas mit I’ve Sound zu tun hat. Und besagtes ED war auch eines der beiden Stücke, dass sie an diesem Abend vortrug. Bekleidet war sie mit einem weißen federartigen Kleid, welches einen sanften Eindruck vermittelte.

Quasi als Umrahmung trat danach noch einmal Shimamiya Eiko auf die Bühne und sang noch zwei weitere Stücke, so dass ihr Beitrag zum Abend dann doch noch in akzeptabler Länge ausfiel. Meine Freundin bedauerte jedoch, dass Naraku no Hana keines der vorgetragenen Stücke dieses Abends war. Ich persönlich hätte auch gerne das erste OP von Higurashi no Naku Koro ni gehört.

Jedenfalls betrat hieraufhin Utatsuki Kaori im pinkfarbenen Marienkäfer-Outfit die Bühne. Bekannt war sie mir eigentlich nur von Shining Stars Bless☆, dem OP von Nanatsuiro Drops und genau dieses war auch das erste von ihr vorgetragene Stück. Einige weitere Stücke folgten, bevor auch sie die Bühne verließ. Ungewiss war nun, wer noch folgen sollte, da noch zwei große Namen fehlten.

Als die Projektion im Hintergrund nun schemenhafte Bilder zeigte und für kurze Augenblicke ein vertrautes Gesicht zu sehen war, war die Aufregung im Publikum groß. Bestätigt wurde sie, als schließlich auch der erwartete Name eingeblendet wurde: KOTOKO! Entgegen den Erwartungen sollte sie also nicht der große Höhepunkt zum Schluss sein.

Sie betrat die Bühne in einem Kleid, welches sie vermutlich wie üblich selbst entworfen hatte. Es war zur einen Hälfte dunkel und mit langem Ärmel gehalten und zur anderen Hälfte sehr bunt mit Blumen und Federn verziert. Das erste Stück war das von mir erhoffte aber eigentlich nicht erwartete Real Onigokko. Ihre wunderschöne und zugleich gewaltige Stimme war überwältigend. Dies wurde nur umso mehr in weiteren Stücken wie , Close to me und Hayate no Gotoku bestätigt. Daneben erhielt KOTOKO bei dem Stück Kirei na Senritsu ungewöhnliche musikalische Unterstützung in Form von Ex-Megadeth-Gitarrist Marty Friedman, welcher trotz amerikanischer Abstammung erstaunlich gut Japanisch beherrschte. Eines der letzten Stücke war Re-Sublimity und bei diesem Stück war es dann auch um mich geschehen und ich holte eilig den letzten aber auch leuchtstärksten Leuchtstab hervor. Diesen sollte ein jeder von uns bei seinem Lieblingslied einsetzen. Re-Sublimity und Agony waren dereinst die allerersten Lieder, welche ich von KOTOKO gehört hatte. Sie bildeten die musikalische Umrahmung zu Kannazuki no Miko und ich war sofort hin und weg von diesem Musikstil. Einige Jahre und Albumkäufe später bin ich noch immer ein überzeugter Fan ihrer musikalischen Fähigkeiten. Deswegen war ich auch umso glücklicher als ich von diesem Konzert erfuhr und damit sicher war, dass KOTOKO auch dabei sein würde.

Jedenfalls endete auch KOTOKOs Auftritt sehr bald und sie überließ die Bühne C.G mix. Bei diesem Sänger handelt es sich um einen der Hauptkomponisten von I’ve Sound, ich hatte jedoch bisher noch nichts von ihm gehört. Auch war mir neu, dass es bei I’ve Sound auch Männer als Künstler gibt. Beim vorrangig männlichen Publikum konnte C.G mix offenbar auch eher weniger Begeisterungsstürme auslösen, da die ansonsten sehr laute Fraktion vor uns hier recht still war. Das sollte sich jedoch bald wieder ändern.

Denn hiernach betrat KOTOKO erneut die Bühne, jedoch nicht allein. Zusammen mit Utatsuki Kaori als Kombo „Short Circuit“ trug sie weitere Stücke vor. Für diese Performance hatten beide jedoch ihre Outfits zu einem aufeinander abgestimmten Partner-Look im Lolita-Flair gewechselt. Auch hier konnten beide Künstlerinnen vollends überzeugen.

Nun also fehlte nur noch eine im Bunde der fünf. Und diese gab sich dann auch sogleich die Ehre: MELL. Oder Mell-sama wie sie lauthals von nebenan begrüßt wurde. Sie betrat die Bühne in einem für sie eher untypischen weißen Ballkleid, was ihr jedoch sehr gut stand. Begleitet wurde sie von einer etwas merkwürdig wirkenden weißen Gestalt, welche kurz darauf auch einen nicht minder merkwürdigen Tanzstil offenbaren sollte. Unbeirrt davon konnten wir MELLs Glanzparade bei Stücken wie KILL (Titelthema des gleichnamigen Filmes), repeat (unterstützt von Eric Mouquet von Deep Forest) und Red fraction beiwohnen. Letzteres war das letzte der Stücke, die ich unbedingt an diesem Abend hören wollte.

Und als ob der Abend bis jetzt noch nicht ausreichend gefüllt gewesen wäre, wurde nun noch einer draufgesetzt. Denn nun wurden die Instrumente auf der Bühne mit Folie abgedeckt und ein merkwürdiges aber doch sehr vertrautes Ungetüm aus Rohren auf die Bühne geschoben. Es gibt auf der Welt nur eine einzige Kombo, die solch ein „Instrument“ spielen kann und die Aufregung war umso größer, als die Projektion auf der Bühne die Vermutung bestätigte: die Blue Man Group sollte hier und heute an diesem Abend auftreten.

In ihrem typisch sonderbar aber einfangendem Stil bewegten sie die Massen zu einer gemeinsamen Performance, indem einzelne „Rock Concert Movements“ einblendeten. Das Publikum beteiligte sich hier ausnahmslos und die drei blauen Mannen wirkten ein wenig überwältigt, obgleich dies angesichts ihrer ausdruckslosen Gesichter nur schwerlich auszumachen ist. Nach einiger Zeit stießen dann auch die fünf großen Künstlerinnen des Abends als Love Planet Five dazu. Zusammen mit der eigentümlichen musikalischen Untermalung der Blue Man Group trugen die Künstlerinnen die beiden Stücke HYDIAN WAY und See You vor. Dies sollten dann auch die letzten beiden Stücke dieses Abends sein.

Sollten. Natürlich lässt es sich kein Publikum der Welt nehmen, nach einer Zugabe zu rufen. Im Japanischen ist dies 「アンコール」 und es bedurfte ganzer 5 Minuten Zurufe, bevor sich auf der Bühne etwas tat. Doch bevor auch nur irgendwer auf die Bühne trat wurden einige Informationen auf die Leinwand projiziert. Neben der obligatorischen Information zur Live-CD gab es hier aber auch erstes Bildmaterial zum Jubiläums-Film zum 10-jährigen Bestehen von I’ve Sound zu sehen. Der Inhalt des Filmes ist eine fiktive Geschichte rund um die fünf Hauptkünstlerinnen und ihrer gemeinsamer Erlebnisse in jungen Jahren. Die Rolle jeder der Künstlerinnen wird hierbei von einer Schauspielerin übernommen. Amüsanterweise spielen die Künstlerinnen selbst aber auch in diesem Film als Lehrerin, TV-Moderatorin und dergleichen mit. Als Erscheinungstermin gab es zu diesem Zeitpunkt leider nur ein „Coming soon“.

Im gemeinsamen Love-Planet-Five-Outfit traten die fünf Künstlerinnen nun erneut vor das Publikum und sangen die wirklich letzten Stücke des Abends, Tenjou wo Kakeru Monotachi und Fair Heaven. Zu diesem Zeitpunkt sah man verstärkt die starken Leuchstäbe im Publikum, welche sich die meisten offenbar für das letzte Stück aufgehoben hatten. Bereits während des letzten Stücks waren einige der Künstlerinnen bereits so sehr ergriffen, dass sie nur noch unter Tränen singen konnten. Nachdem das letzte Stück vorbei war, traten auch die Produzenten und Komponisten von I’ve Sound auf die Bühne und äußerten einige Worte zum 10-jährigen Jubiläum von I’ve Sound. Auch in diesen ergreifenden Augenblicken flossen wieder viele Tränen und das Publikum fühlte mit den Künstlerinnen.

Nun ging der Abend langsam aber sicher seinem Ende entgegen und die Künstler verließen unter reißendem Applaus und lauthalsen Zurufen die Bühne. Nach exakt 5 Stunden (!) fand dieser energiegeladene und großartige Abend nun also seinen Abschluss. Dem Zuruf „I’ve 最高“ kann ich mich hierbei nur anschließen; dieser Abend war wirklich das Beste überhaupt.

Die komplette Übersicht aller an diesem Abend gesungenen Stücke:

  1. PSI-missing / 川田まみ
  2. radiance / 川田まみ
  3. 風と君を抱いて / 川田まみ
  4. RIDE -The Front Line Covers ver.- / 川田まみ
  5. JOINT / 川田まみ
  6. 緋色の空 / 川田まみ
  7. Get my way! / 川田まみ
  8. ULYSSES / 島みやえい子
  9. DROWNING -The Front Line Covers ver.- / 島みやえい子
  10. To lose in amber / 島みやえい子
  11. 雨に歌う譚詩曲 / Healing Leaf
  12. 秋風に君を想ふ / Healing Leaf
  13. Rimless ~フチナシノセカイ~ / IKU
  14. 木の芽風 / IKU
  15. WHEEL OF FORTUNE (運命の輪) / 島みやえい子
  16. 銀河の子 / 島みやえい子
  17. Shining stars bless☆ / 詩月カオリ
  18. Chasse / 詩月カオリ
  19. Senecio / 詩月カオリ
  20. SWAY / 詩月カオリ
  21. Change of heart / 詩月カオリ
  22. Do you know the magic? / 詩月カオリ
  23. リアル鬼ごっこ / KOTOKO
  24. 羽 / KOTOKO
  25. Close to me… / KOTOKO
  26. 季節の雫 -The Front Line Covers ver.- / KOTOKO
  27. きれいな旋律 / KOTOKO with マーティ・フリードマン
  28. U make 愛 dream / KOTOKO
  29. Re-sublimity / KOTOKO
  30. ハヤテのごとく! / KOTOKO
  31. under the darkness / C.G mix
  32. version up / C.G mix
  33. ミオクルカラ / C.G mix
  34. True eyes / C.G mix
  35. DETECT / C.G mix
  36. Welcome to HEAVEN! / C.G mix
  37. Crash Course ~恋の特別レッスン~ / SHORT CIRCUIT(KOTOKO to 詩月カオリ)
  38. 恋愛CHU! / SHORT CIRCUIT(KOTOKO to 詩月カオリ)
  39. SAVE YOUR HEART -Album Mix- / SHORT CIRCUIT(KOTOKO to 詩月カオリ)
  40. Double Harmonize Shock!! / SHORT CIRCUIT(KOTOKO to 詩月カオリ)
  41. KILL / MELL
  42. SCOPE / MELL
  43. さよならを教えて ~comment te dire adieu~ / MELL
  44. repeat -Deep Forest Remix- / MELL with エリック・ムーケ
  45. Bizarrerie Cage / MELL
  46. Red fraction / MELL
  47. 美しく生きたい / MELL
  48. HYDIAN WAY / Love Planet Five with BLUEMAN GROUP
  49. See You ~小さな永遠~ / Love Planet Five
  50. 天壌を翔る者たち / Love Planet Five
  51. Fair Heaven / Love Planet Five

(Quelle: I’ve Sound Explorer)

Jahreswechsel in Japan

Der Jahreswechsel in Japan gestaltet sich ein ganzes Stück anders als in Deutschland. Während man hierzulande das neue Jahr lautstark und mit viel Pyrotechnik willkommen heißt, geht es in Japan eher gemächlich zu.

Tradition ist es, zu Silvester einen Schrein aufzusuchen und dort für viel Glück im neuen Jahr zu beten und Talismane zum Schutz zu kaufen. Meine Freundin und ich haben uns für den Schrein in Washinomiya entschieden, da wir gleichzeitig unbedingt einmal eine Szenerie aus Lucky Star selbst erleben wollten.

Auf der Hinreise konnten wir glücklicherweise neben den üblichen JR-Linien auch von einer lokalen Linie Gebrauch machen, womit sich der Fußweg auf 5 Minuten beschränkte. Wir folgten dabei wohlwissend einer Gruppe Otakus um den richtigen Weg zu finden.

Am Schrein angekommen reihten wir uns in eine schon beachtlich lange Schlange ein. Grund für die Warterei: Lucky-Star-Figuren in Form einer Sonderedition der Nendoroids. Und wir mussten warten. Sehr lange. Und bedauerlicherweise waren die Temperaturen nicht unbedingt auf einem Niveau, bei dem man sich gerne lange draußen aufhält. Aber wir waren geduldig und hielten aus, schließlich sollte bei jeder Figur auch ein おみくじ für das nächste Jahr dabei sein.

Um uns herum ausschließlich Otakus. Auch wenn ich fast nichts vom Japanisch dieser verstand, hörte ich doch ständig die Namen von mehr oder weniger aktuellen Animes. Nach langer Wartezeit waren dann auch endlich wir an der Reihe und zogen unsere Figuren aus dem Karton. Danach begaben wir uns sofort auf Essenssuche und begnügten uns letztendlich mit Yakisoba (Bratnudeln). Während des Essens begutachteten wir dann unseren Fund. Ich hatte zwei Figuren gezogen, um die Chance auf eine Konata zu erhöhen. Stattdessen hatte jedoch ich zweimal Kagami gezogen. Meine Freundin hatte eine Miyuki gezogen. Also leider keine Optimalkombination Konata-Kagami-Tsukasa.

Die おみくじ, die wir mit diesen Figuren gezogen hatten, sahen auch eher weniger rosig aus; eine Kagami brachte 凶 (Fluch), Miyuki sogar einen 大凶 (großen Fluch) und nur die zweite Kagami brachte 吉 (Segen).

Jedenfalls wanderten wir hiernach über das Schreingelände und schauten uns die Umgebung an. Neben den vielen Verkaufsständen und Menschen gab es einige sehr alte traditionelle Gebäude zu sehen. Bedauerlicherweise war es schon zu dunkel, um die ganze Pracht dieser genießen zu können. Dafür gab es hier an diesem Ort jedoch etwas zu sehen, was in Tokyo eine Rariät ist: Sterne. Wir konnten praktisch genau so viele Sterne wie in Dresden sehen, was in der Stadt aufgrund der Eigenillumination leider unmöglich ist.

Zu diesem Zeitpunkt waren wir reichlich durchgeforen und wir begaben uns Richtung der immer noch bzw. immer wieder umfangreichen Warteschlange. Daneben hatten wir zuvor ein Lagerfeuer nebst seinem Besitzer gesehen und ebendieser lud uns nun freundlich ein, am Feuer Platz zu nehmen. In dieser kalten Nacht war dies eine sehr angenehme Erfahrung und schnell waren wir wieder aufgewärmt.

Wir bedankten uns und begaben uns Richtung Hauptgebäude des Schreingeländes. Dort hatte sich ebenfalls eine Schlange gebildet, jedoch aus einem anderen Grund. Es ist Tradition, zum Jahreswechsel vor ein Sammelbecken zu treten, eine kleine Spende einzuwerfen und sich nach zweimaligem Händeklatschen etwas für das neue Jahr zu wünschen. Und dies taten wir dann auch nach einer weiteren langen Wartezeit. Während letzterer empfahl mir meine Freundin, mir einen Talisman für das neue Jahr zu holen, da Menschen aus meinem Geburtsjahr nach dem traditionellen japanischen Kalender im Jahre 2009 eher Unglück haben sollen. Ich sollte daher jeden Schutz in Anspruch nehmen, den ich bekommen kann. Also tat ich dies. Auch zogen wir jeder noch ein normales おみくじ in welchem Empfehlungen für das neue Jahr in einzelnen Bereichen des Lebens geschrieben standen.

Nach dem diese Rituale vollendet waren, begaben wir uns wieder auf die Heimreise. Bedauerlicherweise konnten wir nun nicht mehr mit der lokalen Linie fahren, mit der wir angereist sind, da diese nachts nicht mehr fährt. Stattdessen mussten wir uns auf einen längeren Weg Richtung Kuki-Station (nein, nichts mit Keksen) begeben. Die Aussicht auf ein heißes Bad und ein warmes Bett ließ uns jedoch bis zuhause durchalten.

In diesem Sinne 「明けましておめでとう」 und „Frohes neues Jahr“!

うごくメモ

Ein Feature, was der neue Nintendo DSi zu bieten hat, ist der DSi-Shop. Während das Angebot dort momentan logischerweise noch etwas spärlich ist, finden sich doch hier und da schon einige Perlen. Neben dem neuen und sehr angenehm zu benutzenden Opera-Browser zählt hierzu auch das うごくメモ.

Hiermit kann man angefangen von einfachen Notizen bis hin zu ausgefeilten Animationen seiner Fantasie freien Lauf lassen. Das Schöne daran: man kann seine Werke auf einem Youtube-ähnlichen Portal hochladen und mit anderen Nutzern teilen. So habe ich meine Freundin mit einigen Überredungskünsten dazu bringen können, doch auch eine ihrer Kreationen hochzuladen:

Und über diese Website kann man sich das ganze auch auf dem PC anschauen. Da hat sich Nintendo etwas Feines ausgedacht.

Wieder im Bilde

Nachdem meine altehrwürdige Exilim nun also auf der Besucherplattform der Government Twin Towers in Shinjuku zu Bruch gegangen ist, musste eine Lösung her. Die Kosten für eine Reparatur hätten sich (wie üblich) in Höhe einer Neuanschaffung bewegt, weshalb ich mich dann doch lieber für ebendiese entschieden habe.

Da ich gerne bei Vertrautem bleibe, liebäugelte ich nach einigem Suchen mit der Exilim V7 bzw. V8. Jedoch angestachelt von den Empfehlungen meiner Freundin und ihres Vaters sowie meiner eigenen Erfahrungen habe ich mir dann doch noch die Produkte anderer Hersteller angeschaut.

Ausschlaggebende Kriterien waren für mich folgende:

  • Flache Bauweise
  • Internes Objektiv (Gebranntes Kind scheut das Feuer.)
  • Unterstützung für SD-Karten (Meine größte fasst 4GB Daten, welche ich gerne weiter benutzen wollte.)
  • Bedienoberfläche der Software auf Englisch oder zumindest umschaltbar
  • Bessere Aufnahmequalität, besonders bei schlechtem Licht (Exilims haben hier ihre Probleme.)

So verblieben am Schluss meiner Suche als Kandidaten die FujiFilm FinePix Z200fd bzw. Z250fd, die Nikon Coolpix S60 und die Sony Cybershot T700.

Letztere fiel relativ schnell aus der Liste, da sie nur das hauseigene Kartenformat lesen kann. Daneben kann man (zumindest das japanische Modell) nicht auf ein englisches Menü umschalten. Zudem muss man hierfür erheblich mehr bezahlen als für vergleichbare Modelle anderer Hersteller. Der HD-Aufzeichnungsmodus für Videos hätte mir allerdings schon gefallen.

Bei den beiden Modellen von FujiFilm tendierte die Entscheidung Richtung Z200fd, da die Z250fd lediglich eine Z200fd mit neuen (zugegeben sehr hübsch anzuschauenden) Designs ist. Dafür wird man allerdings mit etwa 10.000 ¥ mehr zur Kasse gebeten.

Letztendlich fiel meine Entscheidung auf das Modell von Nikon, da mir die ungewöhnliche Steuerung interessant erschien und eigentlich alles außer Casio eine gute Bildqualität versprechen soll. So verfügt die Kamera faktisch über lediglich zwei Tasten, die restliche Bedienung wird über einen Touchscreen vorgenommen.

Nachdem ich nun die ersten Aufnahmen mit meiner neuen Kamera gemacht habe, konnte ich einen ersten Eindruck ihrer Fähigkeiten bekommen. Die Bildqualität ist wirklich besser, was sich besonders bei Aufnahmen ohne Blitzfunktion bemerkbar macht. Gefallen hat mir zudem der Panorama-Modus. Hierbei gibt man zu Beginn eine Aufnahmerichtung an und macht die erste Aufnahme. Fortan wird nun die letzte Aufnahme halbdurchsichtig auf dem Display angezeigt, was das Ausrichten der Kamera vereinfacht. Damit sollte das Zusammenfügen der Bilder deutlich einfacher werden. Auch der Selbstauslöser mit Lächel-Erkennung ist eine nette Dreingabe. Ansonsten gibt es soweit alle Modi, die ich von meiner alten Exilim gewohnt bin.

Ich hoffe damit nun also wieder viele schöne Erinnerungen festhalten zu können.

おはよう日本!

Im Rahmen meines Informatik-Studiums stand für das fünfte Semester ein Praktikum an, wobei natürlich die Suche nach einem Praktikumsplatz jedem selbst überlassen war.

Die Suche nach einem Praktikumsplatz

Da meine Freundin nun Ende August nach Japan zurückfliegen musste und ich sowieso schon immer den Wunsch hatte, einmal nach Japan zu fliegen, war für mich der einzuschlagende Weg offensichtlich. Mein Praktikum sollte in Japan, konkret in Tokyo, stattfinden. Damit begann die umfangreiche Suche nach Praktikumsplätzen in Japan und recht schnell zeigte sich, dass diese relativ rar gesät sind, da das Praktikumssystem dort und hier nicht das gleiche ist. Während man hier relativ lange Praktika zwischen einem Monat und einem Jahr durchführt, sind dort Praktika mit einer Dauer von wenigen Wochen Gang und Gebe. Dem entsprechend schwierig ist es, Praktika mit einer Dauer von sechs Monaten zu finden.

Auch viele Anfragen an mehr oder weniger bekannte Firmen im IT-Sektor waren eher weniger von Erfolg gekrönt. Entweder erfolgte gar keine Antwort oder eine Absage, da in der jeweiligen Firma keine Praktikanten angenommen werden.

Auch konsultierte ich viele Portale für internationale Praktika, so unter anderem auch KOPRA. Dort wurde ich dann auch fündig und fand einige sehr ansprechende Angebote. Lebensläufe wurden zusammengestellt, individuelle Motivationsschreiben verfasst und alles zusammen an die Firmen geschickt.

Es verging einige Zeit bevor ich die erste interessierte Antwort bekam. Der Name der Firma: D&M Pearl Company Ltd. Diese Firma hat sich auf den Handel und insbesondere den Import und Export von Perlen und verwandtem Schmuck spezialisiert. Während mich der eigentliche Firmenzweck anfangs eher weniger interessierte klang die Aufgabenbeschreibung des Praktikumsplatzes umso interessanter. Die Wartung und Erweiterung der Firmenwebsite stand ebenso auf dem Plan wie genereller IT-Support in der Firma.

Kurze Zeit später fand ein Interview statt, indem Details über meine aktuellen Kenntnisse und meine Motivation abgefragt wurden. Offenbar enttäuschte ich hier nicht, denn ich kam in die finale Auslese und erhielt letztendlich auch die Zusage für diesen Praktikumsplatz.

Dieser Augenblick der Freude währte jedoch nicht sonderlich lange, da gleich daraufhin die Vorbereitungen für die Reise getroffen werden mussten. Das Flugzeugticket wurde fest gebucht, eine Auslandskrankenversicherung nebst Unfallversicherung und Haftpflichtversicherung abgeschlossen und finanzielle Vorbereitungen für die Folgemonate getroffen.

Über den Wolken

Ende September war es dann nun soweit. Die Koffer waren gepackt, ich hatte mich vorbereitet und von allen verabschiedet. Ich fuhr zum Hauptbahnhof und von dort aus zum Dresdner Flughafen. Dort wie auch auf allen anderen Flughäfen hatte ich eine gewisse Wartezeit eingeplant und nachdem diese verstrichen war, begab ich mich in das Flugzeug, eine Boeing 737. Auch wenn ich noch nie zuvor in meinem Leben geflogen war, verspürte mehr interessierte Aufregung denn Nervosität. Den enormen Geschwindigkeitsschub bei der Beschleunigung auf der Startbahn werde ich nie wieder vergessen.

Der Flug nach Frankfurt verging sprichwörtlich wie im Fluge, da ich von der Aussicht hoch über den Wolken überwältigt war. Angekommen in Frankfurt konnte ich einen riesigen, bis dato noch nie gesehenen Flughafenkomplex bestaunen. Was jedoch von außen imposant wirkte, entwickelte sich im Inneren zur Qual. Unzählige Flugsteige und ein nicht enden wollender Strom an Menschen sowie unglaublich lange Wegstrecken in Kombination mit einer viel zu schweren Tasche trieben mich fast zur Verzweiflung. Dass ich erst noch mein Geld in Yen wechseln musste und dazu bis zum Eingangsbereich des Flughafens und danach natürlich zurück laufen musste trug auch nicht gerade zu meiner Entlastung bei. Doch nichts von alledem konnte mich davon abhalten, letztendlich meinen Flugsteig zu erreichen, von wo aus ich nach einiger Wartezeit in meine Maschine, eine Boeing 747, wechselte.

Diese sollte dann auch mein Aufenthaltsort für die kommenden 11 Stunden sein. Während des Fluges wurden uns sowohl Abendessen und Frühstück als auch Getränke und Snacks auf Wunsch serviert. Zum Zeitvertreib wurden einige Filme in unzähligen Sprachen vorgeführt, unter anderem Narnia (nicht geschaut), Letherheads (unglaublich langweilig, aber ich war nicht wirklich müde) und 10.000 BC (recht interessant). Glücklicherweise konnte ich mich während meines Fluges mit meinem (japanischen) Sitzpartner unterhalten. Fast ausschließlich auf Englisch jedoch. Da wir dem Tag- und Nachtwechsel entgegen flogen, war die Nacht nur wenige Stunden lang. Am Ende dieser konnte ich einen Sonnenaufgang sehen, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Die Wolken unter der Sonne zu sehen ist schon ein seltener Anblick.

おはよう日本!

Auch diese Zeit verging und ich landete in den frühen Morgenstunden bei eher mäßigem Wetter auf dem Narita-Flughafen nahe Tokyo. Während die Zollkontrolle in Dresden und Frankfurt recht flott vonstatten ging, zog sich diese hier schon etwas mehr hin, da die Kontrollen deutlich strikter waren. Die zwei Karten, die ich während des Fluges mit meinen persönlichen Daten sowie der geplanten Aufenthaltsdauer und -ort ausfüllen musste, wurden hier nun entgegen genommen. Unglücklicherweise hatte ich die Adresse meiner Freundin vergessen aufzuschreiben und zu dieser Zeit noch keine Möglichkeit, sie zu kontaktieren. Der Zollkontrolleur war jedoch gütig und ließ mich auch so passieren.

Damit verließ ich den Zollbereich und begab mich zur Eingangshalle, wo auch schon meine Freundin auf mich wartete. Wir fielen uns in die Arme und waren erst einmal die beiden glücklichsten Menschen auf Erden. Wir waren zwar nur einen Monat voneinander getrennt, jedoch war auch dies schon viel zu lang. Als Begrüßungsgeschenk überreichte sie mir ein Melonpan, was ich bisher nur aus Animes wie Shakugan no Shana kannte. Und ebenso wie Shana, der Hauptcharakter dieser Serie, war ich sofort hin und weg von dieser kleinen Leckerei. Das Melonpan avancierte damit sofort zu einem der leckersten Dinge, die Japan meiner Meinung nach zu bieten hat.

Jedenfalls fuhren wir dann mit einem Zug der JR-East bis zur Station Higashi-Nakano und liefen den restlichen Weg zum Haus meiner Freundin. Hier machte sich erneut meine sichtlich zu schwere Tasche bemerkbar. Abgesehen davon konnte ich hier schon die ersten Eindrücke der Stadt Tokyo sammeln. In der Ferne waren die riesigen Bürogebäude Shinjukus zu sehen, welche ich einige Zeit später dann auch einmal aus nächster Nähe sehen sollte. Das Bild in Nakano dagegen ist eher von Wohnhäusern und Supermärkten (genannt Conbini) geprägt. Alle Häuser wirken recht massiv und etwas gedrungen was aber angesichts des relativ hohen Erdbebenaufkommens in dieser Stadt nicht verwunderlich ist.

ただいま・お帰りなさい

Diese beiden Phrasen hört man hier in Japan jeden Tag. Sie bedeuten in etwa so viel wie „Ich bin zuhause.“ und „Willkommen zurück.“ Und herzlich willkommen hieß man mich auch bei meiner Ankunft. Im Laufe meines Aufenthaltes hier habe ich einige Dinge über die japanische Kultur in Hinsicht auf das Essen, das Leben zuhause, das Miteinander zwischen den Menschen, den allgemeinen Lebensstil und der Gesellschaft gelernt. Auch meine sprachlichen Kenntnisse haben sich verbessert; so bin ich mittlerweile in der Lage fast alle Hiragana- und Katakana-Zeichen sowie einige weitere Kanji zu lesen. Ich kann das jeweils zugrunde liegende System nachvollziehen, doch mangelt es mir noch an Vokabular. Insbesondere in Hinblick auf die verbale Kommunikation gibt es noch viel verbessern.

Reis ist hier in Japan was in den westlichen Zivilisationen das Brot. Es gibt Reis zum Frühstück und zum Abendessen, aber stets in einer anderen Variation, wodurch keine Monotonie aufkommt. So wird der Reis bspw. immer mit anderen Beilagen wie verschiedenen Fisch- und Fleischarten sowie Gemüse garniert. Dazu gibt es des Öfteren eine Suppe, wobei die Varianten mit Miso am schmackhaftesten sind. Daneben sind Suppen mit Sesam und Seegras meine Favoriten.

Auch Nudeln gibt es hin und wieder, jedoch üblicherweise nicht in Form von Spaghetti oder dergleichen. Vielmehr in Form von Udon, Ramen und Ähnlichem. Letztere schmecken nach einer professionellen Zubereitung natürlich am Besten, doch auch unter den Instant-Varianten finden sich hier und da einige Leckerbissen.

Nicht das der Glaube aufkommt, dass hier schlichtweg alles anders ist: Brot gibt es auch. Wenn auch etwas wuchtiger, als bei uns im Westen. Eine Scheibe Toast hier in Japan entspricht etwa zwei Scheiben zuhause. Ansonsten finden sich beim örtlichen Bäcker sehr viele Leckereien neben dem bereits erwähnten Melonpan.

Eine weitere sehr beliebte Mahlzeit ist Curry, was ebenso in unzähligen Varianten anzutreffen ist. Dieses wird auch gerne zuhause zubereitet, wobei meine Freundin und ich dies auch schon gemacht haben. Zuletzt ein köstliches Spinat-Curry.

In Bezug auf das Zuhause gibt es auch einige interessante Dinge zu nennen. Das fängt bereits beim Betreten des Hauses an: es gilt eine strikte Trennung zwischen dem Inneren und Äußeren des Hauses. So ist es grundsätzlich nicht gerne gesehen, wenn man seine Schuhe im Haus anbehält. Auch Toiletten zählen aus historischen Gründen zum Äußeren. Deshalb gibt es hier ein Extra-Paar Hausschuhe nur für die Nutzung der Toiletten. Letztere selbst sind auch ein bisschen anders als bei uns. An der grundsätzlichen Konstruktion ist nichts verändert, jedoch wurden einige mehr oder weniger nützliche Extras hinzugefügt. So verfügen viele Toiletten über eine Sitzheizung, welche beim Öffnen des Deckels automatisch aktiv wird. Die Toiletten verfügen über eine Selbstreinigungsfunktion und zwei verschiedene Spülungsstärken. Dazu gibt es oft auch eine Düse zur Intimreinigung, wobei nicht jeder davon begeistert ist. Alle Funktionen der Toilette sind über ein Bedienelement an der Wand einstellbar, es steckt also eine gehörige Menge Technik darin.

Viele japanische Wohnhäuser werden eher in Leichtbauweise gebaut und offenbar gibt es kein Fernwärmesystem wie in Deutschland, womit man oft auf Klimaanlagen angewiesen ist. Alternativ und sehr angenehm sind Fußbodenheizungen, welche es auch im portablen Format gibt. So liegt hier im Haus im Wohnzimmer unter dem Esstisch als auch unter dem Teppich im Wohnzimmer eine solche Heizmatte und man neigt gerade bei letzterer sehr oft dazu, ein kleines oder größeres Nickerchen darauf zu halten.

Die weltbekannte japanische Freundlichkeit in Geschäften und Restaurants ist allgegenwärtig. Als Kunde wird man hier um ein Vielfaches besser behandelt als in Deutschland. So kaufte ich dereinst hier zum ersten Mal Cup-Ramen und bemerkte erst auf dem Weg, dass mir der Kassierer Stäbchen in die Einkaufstüte gelegt hatte. In Japan ist dies schlichtweg Standard-Service; in Deutschland hätte man später schauen müssen, wie man denn die Nudeln isst.

Das Leben in der Stadt ist teilweise ziemlich hektisch und chaotisch, insbesondere in stark belebten Stadtteilen wie Shinjuku und Shibuya. Aufgrund des sehr hohen Verkehrsaufkommens ist die Luft ortsweise ziemlich schlecht, weshalb Menschen mit Atemschutz keine Seltenheit sind. Nichtsdestotrotz machen auch viele ihre Erledigungen mit dem Fahrrad oder zu Fuß.

Letztere Fortbewegungsform ist offenbar die bevorzugte, denn die Gehwege und oft auch die Straßen sind überfüllt mit Menschen. Man kann von Glück reden, wenn man morgens auf dem Weg zur Arbeit noch Platz in der Bahn findet, da man teilweise zusammengequetscht wird, damit die Türen noch schließen können. Und wenn die schier endlose Menge an Menschen noch nicht genügt, um Kopfschmerzen zu bereiten, gibt es obendrauf noch Leuchtreklamen und Werbeanzeigen so weit das Auge reicht.Aber all diesem Trubel kann man auch etwas Schönes abgewinnen, denn der Blick auf ein von Häusern, Autos und Reklame erleuchtetes Tokyo bei Nacht ist wunderschön.

Bei der Arbeit …

Die mir aufgetragenen Aufgaben hier in der Firma gestalten sich recht unterschiedlich. So habe ich unter Anderem die Firmenwebsite in Bezug auf Typo3 neu organisiert und vielerorts gesäubert, einen Debian-Server für das Intranet mit Diensten wie Web, MySQL, FTP, DHCP, DNS und Samba eingerichtet (und dem entsprechend recht viel über die einzelnen Dienste und ihre Konfiguration gelernt) sowie die Dokumentation dazu verfasst. Außerdem habe ich ein Werkzeug implementiert, welches Daten aus einer Access-Datenbank in eine MySQL-Datenbank überführt. Dazu gesellt sich die Behebung kleiner Probleme mit PCs im Firmennetzwerk. Auch wurde ich direkt am ersten Tag mit der Suche nach meinem Nachfolger beauftragt, welche mittlerweile auch schon abgeschlossen ist. Viele weitere interessante Aufgaben stehen noch an.

Das Praktikum selbst macht mir Spaß, da das Firmenklima recht entspannt ist. Die Kommunikation findet zumeist auf Englisch statt, da mein Japanisch für den Alltagsgebrauch noch nicht ganz ausreichend ist. Aber ich arbeite daran. Bedauerlich finde ich lediglich, dass ich durch meine Arbeit hier von morgens um 9:00 bis abends um 17:00 beschäftigt bin und zuzüglich jeweils etwa einer Stunde für den Weg zur und von der Arbeit nicht mehr allzu viel vom Tag übrig bleibt.

… und in der Freizeit

Dafür versuchen meine Freundin und ich dafür an den Wochenenden so gut wie möglich die freie Zeit zu nutzen. So haben wir beispielsweise gemeinsam mit ihrer Großmutter (trotz ihres Alters unglaublich aktiv) den Kaiserpalast im Zentrum der Stadt besucht, dem Broadway in Nakano oder Shinjuku einen Besuch abgestattet (und in letzterem meine Digitalkamera zu Bruch gehen lassen) oder sind einfach nur mit dem Fahrrad in der Umgebung herumgefahren. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, mir das berühmte Akihabara, die „Electric Town“, anzuschauen. Wenn man über die entsprechenden geldlichen Mittel verfügt, lässt sich das hier ganz schnell ändern.

Zuhause kann man auch ganz gut seine Zeit verbringen. So schaue ich neben Animes auch mehr oder weniger regelmäßig Doramas wie Nanase Futatabi, Salaryman Kintaro und GiraGira. Mein aus Deutschland mitgebrachter Ninteno DS erweist sich hier auch oft als sehr praktisch. Und während man vom neuen Nintendo DSi in Deutschland noch nur träumen kann, konnte ich hier bereits Hand anlegen und einen Eindruck bekommen. Schon angenehm, wenn man direkt an der Quelle sitzt.

Soviel erst einmal zum Überblick dessen, was bisher geschehen ist.

Weitreichender Umbau

Nach langer Zeit der Stille habe ich mich im Zuge meiner kürzlich erworbenen Fähigkeiten im Umgang mit dem CMS TYPO3 entschlossen, meine relativ verstummte Site wieder einmal auf den neuesten Stand zu bringen.

Im Zuge des Umbaus habe ich nun endlich umgesetzt, was sich früher in Form der Sektion „Artikel“ schon angedeutet hat: einen Blog. Darin werde ich von nun an mehr oder weniger große Gedanken festhalten und biete die Möglichkeit, diese zu kommentieren. Ansonsten habe ich die Sektionen deutlich abgespeckt und mich auf die vier beschränkt, die nun verblieben sind. Für alle anderen habe ich keinen Einsatzzweck mehr gesehen.

Die inneren Werte zählen

Unter der Haube hat sich praktisch alles geändert. Während früher handgeschriebener (und zugegeben stetig unübersichtlicher werdender) PHP-Code die Maschinerie am Laufen hielt, kommt nun das bereits erwähnte TYPO3 zum Einsatz. Damit kann ich nun relativ mühelos und in einer viel höheren Abstraktionsebene die Site verwalten und erweitern. Bei den unzähligen Erweiterungen, die für TYPO3 im Extension Repository zu finden sind, findet sich fast immer eine Lösung für die gewünschte Funktionalität.

Als Templating-System kommt TemplaVoilà zum Einsatz, was das Haupttemplate der Site recht übersichtlich hält, da hierdurch viel TypoScript eingespart oder ausgelagert werden kann. Für das Blogsystem kommt fürs erste News in Kombination mit dem Commenting System zum Einsatz. Der seit kurzer Zeit verfügbare T3Blog habe ich nicht wirklich zum Laufen bringen können; zudem missfällt mir hier, dass ich mir das gesamte Subsystem rund um DAM aufhalsen muss.

In den sauren Apfel habe ich nun mittlerweile beißen müssen, da ich nur mit DAM zufrieden stellend Metadaten speichern kann. Die Galerie läuft nun also DAM-basiert, die momentan genutzte DAM Liteshow ist jedoch noch nicht optimal und musste von mir – mangels Templating-Unterstützung im PHP-Code – noch stark angepasst werden.

Für menschenlesbare URIs sorgt CoolURI, was mit der XML-basierten Konfigurationsdatei recht angenehm zu handhaben ist. Damit und mit Hilfe von SQL lassen sich sehr gute Transformationen von URIs durchführen.

Kleider machen Leute

Da ein Umbau nur unter der Haube doch relativ langweilig ist, habe ich mich auch daran gemacht, ein neues Thema zu entwerfen. Dieses Mal habe ich noch mehr Wert auf Leichtgewichtigkeit gelegt, womit der Umfang der zu 羽, dem neuen Standardthema, gehörenden Stylesheet-Dateien deutlich geringer ausgefallen ist. Auch habe ich versucht, endlich einmal die Styles modular aufzubauen und entsprechend auszulagern. Das grundsätzliche Farbschema ist relativ gleich geblieben und wurde entsprechend adaptiert oder modifiziert. Zur optischen Verstärkung informativer Hinweise nutze ich das durch den Modern Skin lieb gewonnene Silk-Iconthema.

Auch das Favicon habe ich geändert. Während hier früher das „o“ des alten stylisierten Logo-Schriftzuges zu sehen war, findet sich hier nun ein schlichtes の. Hierbei handelt es sich – wie könnte es anders sein – um ein japanisches Schriftzeichen; konkret um ein Bindewort. Einfaches Beispiel hierzu: „Marks Brille“  heißt auf japanisch 「マークのめがね」. Warum gerade dieses Zeichen? Nun, es symbolisiert die ersten beiden Buchstaben des Seitentitels und ist zufällig das allererste japanische Zeichen, was ich lesen und schreiben konnte.

Ich hoffe durch die Summe dieser Änderungen meine Site viel einfacher verwalten zu können und nehme mir vor, öfter mal ein oder zwei Worte fallen zu lassen. Ich freue mich natürlich wie immer über Kommentare aller Art (gerne fleischarm).

We will, we will faun you!

Auf diesen Samstagabend hatte ich mich schon lange gefreut und endlich war der Tag gekommen: ich sollte Faun nach langer Zeit wiedersehen. Und erneut lud die Weltmetropole Glauchau zu diesem Ereignis ein, wenngleich der Ort des Geschehens dieses Mal die „Alte Spinnerei“ sein sollte. Zumindest waren wir damit vor schlechten Witterungsbedingungen – welche sich erwartungsgemäß einstellten – gefeit.

Man könnte meinen dass der Mensch lernfähig ist, doch ebenso wie beim letzten Mal gestaltete sich die Anreise schwierig. Erst nachdem René und Nils, meine Begleiter, und ich eine große Schlaufe in die dem Ziel entgegen gesetzte Richtung gefahren waren, fanden wir den richtigen Weg und beendeten unsere Fahrt punktgenau vor dem Konzertgebäude. Und überpünktlich waren wir dieses Mal auch. Die Türen wurden geöffnet und wir betraten die Halle.

Diese war recht geräumig und verfügte über eine Terasse rechts oben neben der bereits vorbereiteten und in ein tiefes Blau getauchten Bühne.  Zur Terasse führte im Zentrum der Halle eine Treppe, vor welcher die Tontechniker ihren Platz gefunden hatten. Zuallererst suchten wir den Nikolaus am Merchandising-Stand auf. Offenbar verrichtete er hier seine Ferienarbeit und bot wie üblich viele gute Dinge an. Da gab es Silberlinge in verschiedenen Formen und Farben, Kleidungsstücke sowie Ansteckbuttons und Poster. Zu den Silberlingen zählte natürlich auch das neueste Klangsammelsorium Fauns, welches auf den mysteriös anmutenden Namen „Totem“ hört. Eines der 25 Exemplare der limitierten Fassung zu ergattern war ein wichtiges Vorhaben des Abends.

Nachdem die CDs in den Taschen unseres Packesels Nils’ sicher verstaut waren, begaben wir uns in eine Ecke der Halle und warteten auf den Beginn des Konzertes. Es sollte das zehnte auf Fauns erster richtiger Tournee sein, welche die Band unter anderem auch in die Niederlanden, Belgien und die Schweiz führen sollte. Doch heute Abend hatten wir sie ganz für uns und die Vorfreude darauf stieg stetig.

Eine recht lange Zeit später hielt uns kaum noch etwas auf unseren Plätzen und so begaben wir uns zur Bühne. Standesgemäß mussten wir natürlich auch dieses Mal in der ersten Reihe stehen. Und so begab es sich, dass etwa halb 10 Niel die Bühne betrat und sich bald darauf die verbleibenden Bandmitglieder zu ihm gesellten. Olliver gab nun bekannt, dass die eigentlich noch hätte auftreten sollende Vorband abgesagt hatte und wir somit in den Genuss eines verlängerten Vergnügens kommen sollten. Dass sich keiner von uns daran störte, dürfte ersichtlich sein.

Nun also war es soweit. Die klangliche Reise auf dem alten Weg, jedoch mit neuem Ziel, begann nicht wie üblich mit „Deva“ und „Punagra“, sondern mit „Gaia“ und „Rad“, zwei neuen Stücken aus „Totem“. Eine gelungene Umlenkung auf neue Pfade. Das Bühnenbild war eine Pracht: die Männer waren ganz in schwarz gekleidet, womit sie einen Rahmen bildeten. Einen Rahmen für zwei weiße, wunderschöne Schwäne mit engelsgleichen Stimmen. Fiona und Elisabeth sahen ebenso wie beim letzten Mal hinreißend aus, traten sie dieses Mal jedoch in weißen Kleidern auf.

Gespielt wurde etwas von allem; sowohl Stücke aus dem neuesten Werk als auch vertraute Stücke aus den vorangegangenen. Auch „Cunti Simus Concanentes“, ein Klassiker wurde gespielt.  Da letzteres früher noch ohne Niel geschrieben und gespielt wurde, wurde dieser hier kurzerhand von der Bühne verbannt. Aber wir wussten, „Nie’ll be back“. Später bei „Wind und Geige“ gab es offenbar eine Resonanz zwischen den Gedanken Niels und des Tontechnikers, denn der Bass gewann hier zunehmend an Kraft. Da wir ja wie gesagt direkt vor der Bühne standen, wurden die weichen Klänge von einem donnernden Beben begleitet.

Von den neuen Stücken hatte ich bis dato nur einige wenige gehört und zudem erst kurz zuvor auf der Autofahrt nach Glauchau. Eines der Stücke gefiel mir jedoch vom allerersten Ton an und war mir auch sehr gut im Gedächtnis geblieben: „2 Falken“. Es lässt sich wie ein Zusammentreffen von Faun mit dem klanglichen Ensemble Depeche Modes beschreiben. Und es klingt verdammt gut. Niel kann bei diesem Stück voll und ganz seine elektronischen Klänge einfließen lassen.

Auch ihre sprachliche Vielfalt stellten Faun wieder einmal unter Beweis und präsentierten „Tinta“, ein in spanischer Sprache gehaltenes Stück. Und da die berühmt-berüchtigte Riesentrommel Rüdigers auf der Bühne zu finden war, musste auch „Iyansa“ gespielt werden, worauf sich insbesondere René freute. Und auch dieses Mal duettierten hier am Ende Ollivers Nyckelharfe und besagte Trommel und gebaren einen unbeschreiblichen Rhythmus.

So verging die Zeit wie im Fluge und der Auftritt sollte bereits ein Ende finden. Sollte. Nachdem die Band die Bühne verlassen hatte, begann das Publikum in perfekter Harmonie zu klatschen, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Dieses lautstarken Signals konnte sich keiner erwehren und so betraten die Faunen wieder die Bühne und beehrten uns mit weiteren Stücken. Zu guter Letzt traten zur zweiten und für diesen Abend letzten Zugabe alleinig Fiona und Elisabeth auf die Bühne und rundeten den Abend perfekt mit „dem stillen Grund“ und einer unbeschreiblich schönen stimmlichen Darbietung ab.

Zu unser aller Bedauern wurde jedoch auch dieses Mal nicht die Igel-Saga gespielt und Fiona erklärte uns nach dem Konzert auch in kurzen Worten warum: bisher war es der Band noch nicht wieder gelungen, das Lied live so zu spielen, wie es auf dem zugehörigen Album zu finden ist. Obgleich das Publikum dies auch gar nicht erwartet und sich allein an der Tatsache, dass das Stück gespielt wird erfreuen würde, ist die Band damit noch nicht zufrieden. Perfektionisten, fürwahr.

Jedenfalls holten wir uns jetzt einige Getränke und warteten darauf, dass der übergroße Andrang beim Merchandising-Stand abnahm. Denn die frisch erstandenen Silberlinge wollten gerne signiert werden. Dies bot auch die Gelegenheit, mit jedem der Bandmitglieder einen kleinen Plausch abzuhalten.  So stellte sich nach einer kurzen „Kleid aus Rosen“-Einlage durch Nils und mich unter Anderem heraus, dass Olliver liebend gerne einem Auftritt Eric Fishs beigewohnt hätte, wenn dies der Tourzeitplan hergegeben hätte. Meine Freunde und ich dagegen hatten Eric erst wenige Wochen zuvor in Annaberg gesehen. Nachdem sich die Rauchschwaden in der Halle gelegt hatten, gesellte sich auch Elisabeth zu uns und komplettierte damit die Band wieder. Sie gab uns ein Versprechen, dessen Einhaltung es beim nächsten Auftritt in unserer Gegend zu überprüfen gilt. Die „Egil Saga“ sollte dann nach langer Zeit endlich wieder einmal live gespielt werden. Wir sind gespannt.

Nun also schloss ein wunderbarer und mit schöner klanglicher Vielfalt gefüllter Abend ab und wir begaben uns wieder auf die Heimreise. Etwas unsicher aber letztendlich doch erfolgreich verließen wir die Stadt Glauchau und kehrten alle wohlbehalten heim.

Zum Abschluss gibt es auch dieses Mal wieder ein paar Videoaufnahmen, welche ich nun auch einmal mit einem angenehmen Ein- und Ausblendeffekt versehen habe. Leider ist mir dies bei der Tonspur bisher noch nicht gelungen; meine Suche nach einem geeigneten Programm oder einer Anleitung geht also weiter. Die aufgezeichneten Stücke sind dieses Mal „Rad“ im Anschluss an „Gaia“, „Andro“, „Satyros“ in einer Variation, „Iyansa“ und „Sirena“ sowie zum Ausklang „Der stille Grund“. Wie gehabt wünsche ich viel Vergnügen mit den Aufnahmen. Alle Bilder zum Konzert finden sich hier:

Der ganz normale Wahnsinn

Am Freitagabend zu später Stunde entschied ich mich kurzfristig, einem Ereignis der etwas ungewöhnlichen Art beizuwohnen. Grund: es handelte sich um einen Auftritt der Boygroup Knorkator. Ort der Veranstaltung war der Klub Neue Mensa, wo normalerweise schlaue Köpfe dinieren. Kurz vor dem geplanten Einlasszeitpunkt hatte sich bereits eine Unmenge an Interessierten eingefunden.

Doch wir mussten uns in Geduld üben, denn der tatsächliche Einlass fand leider erst eine Stunde später statt. Doch dann war es soweit und mein Begleiter und ich platzierten uns direkt vor der Bühne und vor den Lautsprechern. Ein folgenschwerer Fehler, wie wir später bemerken sollten. Denn schon die Vorband machte sich lautstark bemerkbar, was zu spürbaren Schwingungen des Trommelfelles führte.

Sie nannten sich „Lipsticks“ und spielten von den Ramones inspirierte Punk-Stücke. Es handelte sich um nichts Weltbewegendes, aber gut gesungen und gespielt wurde nichtsdestotrotz. Zudem waren die Mädels allesamt sehr nett anzusehen. Bedauerlich, dass den Drummer stets das Schicksal ereilt, im Hintergrund versteckt zu werden. Doch die Menge ließ sich noch nicht so recht begeistern, weshalb sich die Zwischenrufe meist auf „Ausziehen!“ oder „Knorkator!“ beschränkten. Doch die Lipsticks nahmen dies gelassen hin und zeigten eine gute Show als Newcomer. Je länger sie spielten, umso deutlicher wurde, dass sie musikalisch durchaus etwas zu bieten hatten. Doch nach einigen weiteren Stücken schlossen sie ihren Auftritt ab und räumten die Bühne.

Nun hielt der Wahnsinn auf luftigem Wege (siehe erste Videoaufnahme) Einzug und warf der Menge augenblicklich schmetternde Gittarrentöne entgegen. Die „meiste Band Deutschlands“ schickte sich nun an, sowohl unsere Stimmbänder, unsere Lachmuskeln als auch praktisch den gesamten restlichen Körper gehörig zu fordern. Sogleich in den ersten Stücken weihte Alf Ator sein „Zepter“ ein, was ein einfältiger Mensch als Klobürste ansehen würde. Der Stumpen zeigte im Verlaufe des gesamten Abends, warum er eigentlich ebenso gut eine Karriere als Akrobat hätte einschlagen können.

Die Texte der gespielten Stücke waren – obwohl schwierig akustisch zu verstehen – sowohl stark satirisch aber teilweise auch einfach nur urkomisch und in Kombination mit Mimik und Gestik von Alf Ator sowie Stumpen (Buzz Dee bewegte sich kaum) ein einmaliges Erlebnis. Und auch das Publikum wurde munter in die Vorführung eingebunden, sei es durch kleine Dialoge oder vorherrschende Monologe (auch wenn der Unterschied kaum wahrnehmbar war) als auch dadurch, dass Alf Ator kräftig sein „Schlaginstrument“ auf die Menge niedersausen ließ. Auch liebevolle Beleidigungen wurden zwischen Band und Publikum ausgetauscht. Zudem ist Knorkator die allererste mir bekannte Band, die sich um das leibliche Wohl seines Publikums sorgt. So wurden passend zum Stück „Ma Baker“ Toastscheiben ins Publikum (und zurück) „gereicht“, was die erste Stufe der Verwahrlosung der Bühne darstellte. Etwas später folgten hier noch eine Konfetti- und eine Laubdusche.

Von den gespielten Stücken waren mir persönlich leider nur drei akustisch und davon zwei namentlich bekannt, was dem Gesamterlebnis jedoch keinen Abbruch tat. Ich vernahm auch mit Interesse unsere baldige „internationale Nationalhymne“ namens „Wir werden alle sterben“; ein sehr vielversprechendes Stück. Im weiteren Verlauf der Entertainment-Show wurden einige ausgefallene Musikinstrumente eingebracht und so manches auch über den Jordan geschickt. So wurde zum Beispiel Alfs Orgel immer mehr in ihre Einzelteile zerlegt. Und wieder einmal stellte der Stumpen seine Körperbeherrschung unter Beweis, denn er erklomm seinen Buzz Dee und verließ ihn mit einem Handstand. Diverse Tänze wurden auch seinerseits vorgeführt, wobei unter anderem Bruce Lee von Stolz erfüllt gewesen wäre.

Zu (beinahe) guter Letzt wurde noch „Weg nach unten“, ein mir persönlich bekanntes und geschätztes Stück, gespielt und das Publikum beteiligte sich akustisch so gut es möglich war. Danach sollte eigentlich Schluss sein, doch wie so üblich ließen wir uns damit nicht abspeisen und forderten eine Zugabe. Man zeigte sich gnädig und fragte uns sogar, wie viele Stücke es denn sein sollten. Wir einigten uns nach kurzen Verhandlungen auf drei und genossen diese letzten Minuten mit den Chaoten. Am Ende der Vorführung sah die Bühne aus wie ein Schlachtfeld; wer diese Sauerei danach wieder sauber zu machen hatte, verdient tiefsten Respekt.

Jedenfalls lag nun ein lohnender Abend hinter mir und bereits auf dem Heimweg und am darauf folgenden Tage machten sich die Auswirkungen der Lautsprecher bemerkbar. Mein Begleiter und ich wurden stets von einem lauschigen Rauschen und einem sympathisch hellen Ton begleitet, was die Kommunikation untereinander und mit anderen etwas erschwerte. Aber „das war’s wert“.

Meine Videoaufnahmen sind dieses Mal aufgrund der zu geringen Entfernung zu den Lautsprechern akustisch etwas verunstaltet, aber dennoch sehenswert. Auch von den Lipsticks gab es im Übrigen eine Aufnahme, doch diese ist fast gänzlich unbrauchbar. Darum beschränke ich mich auf „Verflucht und zugenäht“, Knorkators Intro, sowie „Kurz und klein & Hardcore“. Sämtliche Bilder zu diesem Erlebnis für alle Sinne finden sich hier:

DZUP

Die Stadt Dresden gefällt mir von Tag zu Tag besser. Ich wohne gerade einmal zwei Tage lang hier und schon steht die erste große Veranstaltung vor der Tür: ein umfangreiches Konzert im Industriegelände der Neustadt.

Eine Mitbewohnerin begleitet eine der Bands nun schon seit einigen Jahren und kennt auch Carter, den Gitarristen besagter Band sehr gut, ihr war also ein Eintrag auf der Gästeliste sicher. Und nachdem ich mir die Namen der angekündigten Bands einmal auf der Zunge habe zergehen lassen, war für mich klar, dass ich unbedingt dabei sein musste. Die Anreise zum Ort des Geschehens gestaltete sich dank der ständig verkehrenden Straßenbahn sehr unkompliziert und dort angekommen waren auch bereits sehr viele, mehr oder weniger geduldig auf den Einlass wartende, Musikliebhaber zu sehen.

Es handelte sich um ein weiträumiges Gelände mit vielen größeren gänzlich mit karminroten Ziegeln errichteten Gebäuden. Der Gedanke, dass es sich hier in der Tat um einen sehr guten Platz für solcherlei Veranstaltungen handelte, bestätigte sich nach dem Einlass in die „Reithalle“ umso mehr. Das Innere dieser Halle war reich an Platz und Elektronik für die Tonanlage. Das Kommende musste schlichtweg gut werden. Nach kurzer Zeit trafen wir auch auf besagten Gitarristen und unterhielten uns kurz mit ihm, bevor er in Vorbereitung auf seinen Auftritt wieder verschwand.

Wiederum nach etwas Wartezeit begann die Veranstaltung nun endlich punkt Acht Uhr mit dem Auftritt von Down Below. Ich hatte von meiner Mitbewohnerin im Vorfeld schon einige Beschreibungen gehört, doch ein Bild dieser Band konnte ich mir erst jetzt machen. Und es sah erstaunlich gut aus. Sie mögen momentan noch nicht allzu bekannt sein, doch das Potential um dies zu ändern haben sie allemal. Dass sie schon bald größere Bands wie Evanescence auf Europa-Tournee begleiten werden, kann diesem Unterfangen nur dienlich sein.

Zudem bekam ich hier zum ersten Mal den Eindruck, dass das Dresdner Publikum weitaus unverkrampfter sei. Denn es wirkte vom ersten Tone an begeistert mit, wo es bei anderen Vorbands zuerst einmal gilt, das Eis zu brechen. Hier jedoch war von Eis nichts mehr zu sehen. Nach einer halben Stunde Spielzeit hieß es jedoch schon wieder Abschied zu nehmen, welcher jedoch nicht ohne einen gebührenden Applaus von Statten ging. Es begann nun wieder eine, wenn auch nicht sonderlich lang währende, Zeit des Wartens.

Diese endete schlagartig, als die ersten Mitglieder der Opelgang von Zeromancer die Bühne betraten. Die vorgewärmte Menge wurde durch den Auftritt der vier Norweger zu neuen Höhen bewegt. Während sich Neo Scope, der Sänger von Down Below, noch während des Auftritts allmählich seiner Oberbekleidung entledigte, trat der Sänger von Zeromancer sehr zur Freude des in der Überzahl anwesenden weiblichen Publikums gleich von Anfang an dieserart auf. Besonders bemerkenswert am Auftritt dieser Band war das Schlagzeug, welches mit unbändiger Kraft den Rythmus für unzählige großartige und teilweise auch vertraute Stücke wie „Clone Your Lover“ und sogar einer Coverversion des Klassikers „Send Me An Angel“ vorgab. Zwar drohte ich die ganze Zeit von einer tanzenden Menge erschlagen zu werden, doch auch dies überstand ich schadlos. Die Zeit verging wie im Fluge und sehr bald endete die Vorführung.

Nun war die Menge bereit für den nächsten hochkarätigen Auftritt. Und passend dazu wurde auch die Stimmung des Bühnenbildes durch das Aufstellen vieler Kerzen angepasst. Das Licht wurde gedimmt und die Bühne in einen tiefen Blauton getaucht …

Zum Gitarristen und Keyboarder gesellte sich nun auch der Hauptakteur: Der Graf. Zusammen bilden diese drei die Formation Unheilig. Mit wunderschön melodiös ausgearbeiten Stücken, einer kräftigen E-Gitarre, passender Perkussion und natürlich des Grafen markante Stimme sowie ganz eigene Art, die Musik in Mimik und Gestik zu untermalen, zogen sie die Menge sofort in ihren Bann. Kaum noch jemanden hielt es nun noch in seiner angestammten Position; es wurde zu Stücken wie „Tanz mit dem Feuer“, „Sieh in mein Gesicht“ und „Auf zum Mond“ – um einige wenige zu nennen – gejubelt, geklatscht und mitgesungen. Zu einem der Stücke schreitete sogar Peter, der Sänger der Folgeband, auf die Bühne und begleitete den Grafen gesanglich; eine sehr nette Dreingabe. Musikwünsche aus dem Publikum wurden von der Band dankend angenommen und so kam, zumindest meinerseits, Gänsehautstimmung auf, als kurz vor Schluss noch „Freiheit“ gespielt wurde: „Wenn ich fühle, dass ich lebe, dann will ich lauter schrein’!“ – und genau das tat das Publikum auch. Es gab kein Halten mehr, was letztendlich gegen Ende des Auftritts in einen minutenlangen Applaus mündete. Der Graf zeigte sich angesichts der Begeisterung des Publikums vollkommen überwältigt und titulierte Dresden als „ein Highlight der Tour“. Noch mehr Applaus war ihm nun natürlich sicher. Und selbst Banalitäten wie ein Tonproblem wurde herzhaft von Applaus begleitet. Es folgte noch ein letztes Stück, bevor die Band schließlich die Bühne verließ. Ein wahrhaft überwältigender Auftritt.

Mittlerweile zeigten sich bei mir erste Anzeichen von Erschöpfung, weshalb ich aus der immer weiter zusammenrückenden Menge flüchtete und am Merchandising-Stand wieder auf meine Beleiterin traf. Ich besorgte mir etwas zu Trinken, unterhielt mich ein wenig mit den Mitgliedern von Down Below und warf einen Blick auf das Angebot besagten Standes.

Nach einiger Zeit trat nun auch die letzte Band des Abends auf: Project Pitchfork. Ich hatte schon seit Ewigkeiten nichts mehr von dieser Band angehört und doch erkannte ich einige Stücke wie „Timekiller“, „Requiem“ und „Existence“ wieder. Doch war es ein langer Kampf, bevor mir der Titel letzteren Stückes endlich wieder einfiel. In meinem Gedächtnis waren nur noch Fragmente des zugehörigen Musikvideos und das Cover des passenden Albums, doch der Name des Stückes selbst wollte mir beim besten Willen nicht einfallen. Ein glücklicher Zufall war es dann nun, dass ausgerechnet dieses Stück auch gespielt wurde, eine Verkäuferin am Stand eine große Anhängerin der Band war und sogleich wusste, wie dieses Stück denn hieß. Dies war für mich Gedächtniserleichterung №1.

Mit markant elektronischen Klängen und eine rauhen Stimme wurde die Menge noch ein letztes Mal zu Höchstleistungen angetrieben, auch wenn ich persönlich vom Auftritt der Band nicht mehr allzu viel mitbekam. Ich verweilte weiterhin am Stand und genoss die Musik aus der Ferne.

Nach einiger Zeit gesellte sich auch Der Graf zu uns und signierte bereitwillig Karten, CDs und Poster, ließ sich im Kreise der Anhänger Unheiligs Musik ablichten und unterhielt sich angeregt mit ebenselbigen. Angesichts des Ansturmes meinte ich nun eine Audienz beim Grafen erbitten zu müssen, doch gelang es mir schließlich auch so, ihn auf ein Wort zu sprechen. Denn seit ich das Stück „Auf zum Mond“ zum ersten Male gehört hatte, wurde ich das Gefühl nicht mehr los, die Melodie dieses Stückes bereits einmal gehört zu haben. Der Graf schließlich erklärte mir, dass es zwar ein ähnlich klingendes Stück eines anderen Künstlers gäbe, das Stück für Unheilig jedoch gänzlich aus eigener Feder entstanden sei. Später sollte mir dann zuhause wieder einfallen, welches Stück ich im Sinn hatte: „Glorious“ von Andreas Johnson. Dies wiederum war Gedächtniserleichterung №2.

Auch der Auftritt Project Pitchforks fand irgendwann ein Ende und so verabschiedeten wir uns von den Mitgliedern Down Belows und begaben uns wieder auf die Heimreise, was sich selbst zu so später Stunde in Dresden als gänzlich unproblematisch erwies. Eine weitere ungewohnte Erfahrung.

Es lag ein großartiger und wunderbar ausgefüllter Abend hinter mir, welcher jeden Cent des Eintrittspreises wert war. Vier großartige Bands an einem Abend erlebe ich nicht aller Tage und bin froh, meine Mitbewohnerin begleitet zu haben. Da dies jedoch sehr kurzfristig geschah, hatte ich leider keine Zeit mehr, den Akku meiner Digitalkamera aufzuladen, weshalb es dieses Mal nur wenige Bilder und größtenteils ohne Blitzlicht gibt. Ich hoffe jedoch, dies mit meinen Beschreibungen wieder etwas wett gemacht haben zu können. Sämtliche Bilder finden sich hier: