Wenn Autos, Flugzeuge und Frachtcontainer wie Spielzeug durch die Gegend gespült werden, lassen sich die Urgewalten erahnen, unter denen Japan momentan zu leiden hat. Mit eine unfassbaren Wucht erschütterte am Freitag (Ortszeit) erst ein Beben mit einer Stärke von 9,0 auf der Richterskala das Land und verursachte in Folge riesige Tsunamis. Diese schoben dicke, dunkle Wassermassen ins Landesinnere und rissen buchstäblich alles mit sich. Wer sich nicht rechtzeitig retten konnte hatte keine Chance.
Zuallererst informiert wurden meine Freundin und ich durch das Radio. Per E-Mail wurde meine Freundin dann von ihrer Familie kontaktiert, woraufhin wir einen Videoanruf per Skype tätigten. Die Verbindung war sehr gut und wir konnten uns schnell vergewissern, dass ihrer Familie nichts geschehen war. Allgemein erweisen sich momentan Netzwerke im Internet wie Facebook und Twitter als Informations- und Kommunikationsmedium Nummer 1, nachdem die Telefonnetze zusammengebrochen sind. Die Familie meiner Freundin ist jedenfalls wohlauf und mit dem Schrecken davon gekommen. Regale ließen sich schnell wieder einräumen, der Mangel an Gas und warmen Wasser machte sich da schon eher negativ bemerkbar. Angesichts der Leiden in anderen Regionen Japans sind diese Probleme jedoch marginal.
Bei meinem damaligen Aufenthalt in Japan wurde ich zwei Mal Zeuge der in Japan nicht unüblichen Beben. Jedoch nur eines davon bemerkte ich auch, wobei es sich zudem auf ein minimales Zittern beschränkte. Mit dem aktuellen Geschehen in Japan ist dies jedoch nicht zu vergleichen. Dennoch kann ich nachvollziehen, mit welcher Hilflosigkeit die Bevölkerung einer solchen Katastrophe gegenüber stehen muss. Jeglicher Vorbereitung durch bauliche und erzieherische Maßnahmen steht am Ende doch immer die Ungewissheit gegenüber, wann und in welchem Ausmaß das nächste Beben auftreten wird.
Vorher gesehen werden konnte das Beben vom Freitag offenbar nicht, da ansonsten frühzeitig Evakuierungen und das Herunterfahren der Atomkraftwerke eingeleitet hätte werden können. Dass das Kraftwerk in Fukushima kurz vor seiner planmäßigen Schließung nach 40 Jahren Betriebszeit (30 Jahre halten Experten für vertretbar) einem solchen Unglück zum Opfer fällt ist ein trauriger Zufall. Dass das Kraftwerk nur für ein Beben der Stärke 7,9 entworfen wurde jedoch nicht. Angesichts dieser Ereignisse sollte sowohl Japan als auch Deutschland erneut den Ausstieg aus dem Atomprogramm überdenken. Eine solche nicht abschätzbare Gefahr sollte meiner Meinung nach besser gestern als heute aus der Welt geschafft werden.
Ob es in Fukushima noch zu einer Kernschmelze kommt bzw. schon gekommen ist, kann momentan noch nicht eindeutig gesagt werden. Langfristige Schäden durch entwichene Radioaktivität sind jedoch bereits jetzt absehbar. Dass die japanische Regierung nicht von dem Vorfall in Tschernobyl gelernt haben und statt dessen erpicht sind, Informationen zu diesem Vorfall und dem aktuellen Stand der Dinge nur spärlich durchsickern zu lassen, macht mich fassungslos. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt um den Stolz und die Unangreifbarkeit der japanischen Nation in der Welt deutlich zu machen. Jede Hilfe zählt, kann aber nur sinnvoll geleistet werden wenn ersichtlich ist, wo und in welchem Umfang sie nötig ist.
Meine Gedanken sind bei den Opfern in Japan und ich zolle Helfern aus aller Welt tiefsten Respekt.