Monthly Archives: October 2006

DZUP

Die Stadt Dresden gefällt mir von Tag zu Tag besser. Ich wohne gerade einmal zwei Tage lang hier und schon steht die erste große Veranstaltung vor der Tür: ein umfangreiches Konzert im Industriegelände der Neustadt.

Eine Mitbewohnerin begleitet eine der Bands nun schon seit einigen Jahren und kennt auch Carter, den Gitarristen besagter Band sehr gut, ihr war also ein Eintrag auf der Gästeliste sicher. Und nachdem ich mir die Namen der angekündigten Bands einmal auf der Zunge habe zergehen lassen, war für mich klar, dass ich unbedingt dabei sein musste. Die Anreise zum Ort des Geschehens gestaltete sich dank der ständig verkehrenden Straßenbahn sehr unkompliziert und dort angekommen waren auch bereits sehr viele, mehr oder weniger geduldig auf den Einlass wartende, Musikliebhaber zu sehen.

Es handelte sich um ein weiträumiges Gelände mit vielen größeren gänzlich mit karminroten Ziegeln errichteten Gebäuden. Der Gedanke, dass es sich hier in der Tat um einen sehr guten Platz für solcherlei Veranstaltungen handelte, bestätigte sich nach dem Einlass in die „Reithalle“ umso mehr. Das Innere dieser Halle war reich an Platz und Elektronik für die Tonanlage. Das Kommende musste schlichtweg gut werden. Nach kurzer Zeit trafen wir auch auf besagten Gitarristen und unterhielten uns kurz mit ihm, bevor er in Vorbereitung auf seinen Auftritt wieder verschwand.

Wiederum nach etwas Wartezeit begann die Veranstaltung nun endlich punkt Acht Uhr mit dem Auftritt von Down Below. Ich hatte von meiner Mitbewohnerin im Vorfeld schon einige Beschreibungen gehört, doch ein Bild dieser Band konnte ich mir erst jetzt machen. Und es sah erstaunlich gut aus. Sie mögen momentan noch nicht allzu bekannt sein, doch das Potential um dies zu ändern haben sie allemal. Dass sie schon bald größere Bands wie Evanescence auf Europa-Tournee begleiten werden, kann diesem Unterfangen nur dienlich sein.

Zudem bekam ich hier zum ersten Mal den Eindruck, dass das Dresdner Publikum weitaus unverkrampfter sei. Denn es wirkte vom ersten Tone an begeistert mit, wo es bei anderen Vorbands zuerst einmal gilt, das Eis zu brechen. Hier jedoch war von Eis nichts mehr zu sehen. Nach einer halben Stunde Spielzeit hieß es jedoch schon wieder Abschied zu nehmen, welcher jedoch nicht ohne einen gebührenden Applaus von Statten ging. Es begann nun wieder eine, wenn auch nicht sonderlich lang währende, Zeit des Wartens.

Diese endete schlagartig, als die ersten Mitglieder der Opelgang von Zeromancer die Bühne betraten. Die vorgewärmte Menge wurde durch den Auftritt der vier Norweger zu neuen Höhen bewegt. Während sich Neo Scope, der Sänger von Down Below, noch während des Auftritts allmählich seiner Oberbekleidung entledigte, trat der Sänger von Zeromancer sehr zur Freude des in der Überzahl anwesenden weiblichen Publikums gleich von Anfang an dieserart auf. Besonders bemerkenswert am Auftritt dieser Band war das Schlagzeug, welches mit unbändiger Kraft den Rythmus für unzählige großartige und teilweise auch vertraute Stücke wie „Clone Your Lover“ und sogar einer Coverversion des Klassikers „Send Me An Angel“ vorgab. Zwar drohte ich die ganze Zeit von einer tanzenden Menge erschlagen zu werden, doch auch dies überstand ich schadlos. Die Zeit verging wie im Fluge und sehr bald endete die Vorführung.

Nun war die Menge bereit für den nächsten hochkarätigen Auftritt. Und passend dazu wurde auch die Stimmung des Bühnenbildes durch das Aufstellen vieler Kerzen angepasst. Das Licht wurde gedimmt und die Bühne in einen tiefen Blauton getaucht …

Zum Gitarristen und Keyboarder gesellte sich nun auch der Hauptakteur: Der Graf. Zusammen bilden diese drei die Formation Unheilig. Mit wunderschön melodiös ausgearbeiten Stücken, einer kräftigen E-Gitarre, passender Perkussion und natürlich des Grafen markante Stimme sowie ganz eigene Art, die Musik in Mimik und Gestik zu untermalen, zogen sie die Menge sofort in ihren Bann. Kaum noch jemanden hielt es nun noch in seiner angestammten Position; es wurde zu Stücken wie „Tanz mit dem Feuer“, „Sieh in mein Gesicht“ und „Auf zum Mond“ – um einige wenige zu nennen – gejubelt, geklatscht und mitgesungen. Zu einem der Stücke schreitete sogar Peter, der Sänger der Folgeband, auf die Bühne und begleitete den Grafen gesanglich; eine sehr nette Dreingabe. Musikwünsche aus dem Publikum wurden von der Band dankend angenommen und so kam, zumindest meinerseits, Gänsehautstimmung auf, als kurz vor Schluss noch „Freiheit“ gespielt wurde: „Wenn ich fühle, dass ich lebe, dann will ich lauter schrein’!“ – und genau das tat das Publikum auch. Es gab kein Halten mehr, was letztendlich gegen Ende des Auftritts in einen minutenlangen Applaus mündete. Der Graf zeigte sich angesichts der Begeisterung des Publikums vollkommen überwältigt und titulierte Dresden als „ein Highlight der Tour“. Noch mehr Applaus war ihm nun natürlich sicher. Und selbst Banalitäten wie ein Tonproblem wurde herzhaft von Applaus begleitet. Es folgte noch ein letztes Stück, bevor die Band schließlich die Bühne verließ. Ein wahrhaft überwältigender Auftritt.

Mittlerweile zeigten sich bei mir erste Anzeichen von Erschöpfung, weshalb ich aus der immer weiter zusammenrückenden Menge flüchtete und am Merchandising-Stand wieder auf meine Beleiterin traf. Ich besorgte mir etwas zu Trinken, unterhielt mich ein wenig mit den Mitgliedern von Down Below und warf einen Blick auf das Angebot besagten Standes.

Nach einiger Zeit trat nun auch die letzte Band des Abends auf: Project Pitchfork. Ich hatte schon seit Ewigkeiten nichts mehr von dieser Band angehört und doch erkannte ich einige Stücke wie „Timekiller“, „Requiem“ und „Existence“ wieder. Doch war es ein langer Kampf, bevor mir der Titel letzteren Stückes endlich wieder einfiel. In meinem Gedächtnis waren nur noch Fragmente des zugehörigen Musikvideos und das Cover des passenden Albums, doch der Name des Stückes selbst wollte mir beim besten Willen nicht einfallen. Ein glücklicher Zufall war es dann nun, dass ausgerechnet dieses Stück auch gespielt wurde, eine Verkäuferin am Stand eine große Anhängerin der Band war und sogleich wusste, wie dieses Stück denn hieß. Dies war für mich Gedächtniserleichterung №1.

Mit markant elektronischen Klängen und eine rauhen Stimme wurde die Menge noch ein letztes Mal zu Höchstleistungen angetrieben, auch wenn ich persönlich vom Auftritt der Band nicht mehr allzu viel mitbekam. Ich verweilte weiterhin am Stand und genoss die Musik aus der Ferne.

Nach einiger Zeit gesellte sich auch Der Graf zu uns und signierte bereitwillig Karten, CDs und Poster, ließ sich im Kreise der Anhänger Unheiligs Musik ablichten und unterhielt sich angeregt mit ebenselbigen. Angesichts des Ansturmes meinte ich nun eine Audienz beim Grafen erbitten zu müssen, doch gelang es mir schließlich auch so, ihn auf ein Wort zu sprechen. Denn seit ich das Stück „Auf zum Mond“ zum ersten Male gehört hatte, wurde ich das Gefühl nicht mehr los, die Melodie dieses Stückes bereits einmal gehört zu haben. Der Graf schließlich erklärte mir, dass es zwar ein ähnlich klingendes Stück eines anderen Künstlers gäbe, das Stück für Unheilig jedoch gänzlich aus eigener Feder entstanden sei. Später sollte mir dann zuhause wieder einfallen, welches Stück ich im Sinn hatte: „Glorious“ von Andreas Johnson. Dies wiederum war Gedächtniserleichterung №2.

Auch der Auftritt Project Pitchforks fand irgendwann ein Ende und so verabschiedeten wir uns von den Mitgliedern Down Belows und begaben uns wieder auf die Heimreise, was sich selbst zu so später Stunde in Dresden als gänzlich unproblematisch erwies. Eine weitere ungewohnte Erfahrung.

Es lag ein großartiger und wunderbar ausgefüllter Abend hinter mir, welcher jeden Cent des Eintrittspreises wert war. Vier großartige Bands an einem Abend erlebe ich nicht aller Tage und bin froh, meine Mitbewohnerin begleitet zu haben. Da dies jedoch sehr kurzfristig geschah, hatte ich leider keine Zeit mehr, den Akku meiner Digitalkamera aufzuladen, weshalb es dieses Mal nur wenige Bilder und größtenteils ohne Blitzlicht gibt. Ich hoffe jedoch, dies mit meinen Beschreibungen wieder etwas wett gemacht haben zu können. Sämtliche Bilder finden sich hier:

Auf zu neuen Gefilden

Am Mittwoch, dem 4. Oktober ’06 bin ich nun in die Landeshauptstadt Dresden umgezogen. Der Anlass hierfür war der Beginn meines Studiums zum Medieninformatiker.

Damit werde ich die nächsten vier Jahre beschäftigt sein und am Ende dieser Zeit (hoffentlich) mein Diplom erhalten. Die ersten Hürden in der neuen großen Stadt konnte ich bereits meistern und auch schon viele neue Dinge lernen. Zu erkunden gibt es hier logischerweise einiges und langweilig dürfte es auch fast nie werden.

Wer mag, kann nun einmal einen Blick auf mein altes und neues Zimmer werfen. Letzteres ist zur Zeit noch etwas kärglich eingerichtet, doch ich hoffe dies bald ändern zu können: