おはよう日本!

Im Rahmen meines Informatik-Studiums stand für das fünfte Semester ein Praktikum an, wobei natürlich die Suche nach einem Praktikumsplatz jedem selbst überlassen war.

Die Suche nach einem Praktikumsplatz

Da meine Freundin nun Ende August nach Japan zurückfliegen musste und ich sowieso schon immer den Wunsch hatte, einmal nach Japan zu fliegen, war für mich der einzuschlagende Weg offensichtlich. Mein Praktikum sollte in Japan, konkret in Tokyo, stattfinden. Damit begann die umfangreiche Suche nach Praktikumsplätzen in Japan und recht schnell zeigte sich, dass diese relativ rar gesät sind, da das Praktikumssystem dort und hier nicht das gleiche ist. Während man hier relativ lange Praktika zwischen einem Monat und einem Jahr durchführt, sind dort Praktika mit einer Dauer von wenigen Wochen Gang und Gebe. Dem entsprechend schwierig ist es, Praktika mit einer Dauer von sechs Monaten zu finden.

Auch viele Anfragen an mehr oder weniger bekannte Firmen im IT-Sektor waren eher weniger von Erfolg gekrönt. Entweder erfolgte gar keine Antwort oder eine Absage, da in der jeweiligen Firma keine Praktikanten angenommen werden.

Auch konsultierte ich viele Portale für internationale Praktika, so unter anderem auch KOPRA. Dort wurde ich dann auch fündig und fand einige sehr ansprechende Angebote. Lebensläufe wurden zusammengestellt, individuelle Motivationsschreiben verfasst und alles zusammen an die Firmen geschickt.

Es verging einige Zeit bevor ich die erste interessierte Antwort bekam. Der Name der Firma: D&M Pearl Company Ltd. Diese Firma hat sich auf den Handel und insbesondere den Import und Export von Perlen und verwandtem Schmuck spezialisiert. Während mich der eigentliche Firmenzweck anfangs eher weniger interessierte klang die Aufgabenbeschreibung des Praktikumsplatzes umso interessanter. Die Wartung und Erweiterung der Firmenwebsite stand ebenso auf dem Plan wie genereller IT-Support in der Firma.

Kurze Zeit später fand ein Interview statt, indem Details über meine aktuellen Kenntnisse und meine Motivation abgefragt wurden. Offenbar enttäuschte ich hier nicht, denn ich kam in die finale Auslese und erhielt letztendlich auch die Zusage für diesen Praktikumsplatz.

Dieser Augenblick der Freude währte jedoch nicht sonderlich lange, da gleich daraufhin die Vorbereitungen für die Reise getroffen werden mussten. Das Flugzeugticket wurde fest gebucht, eine Auslandskrankenversicherung nebst Unfallversicherung und Haftpflichtversicherung abgeschlossen und finanzielle Vorbereitungen für die Folgemonate getroffen.

Über den Wolken

Ende September war es dann nun soweit. Die Koffer waren gepackt, ich hatte mich vorbereitet und von allen verabschiedet. Ich fuhr zum Hauptbahnhof und von dort aus zum Dresdner Flughafen. Dort wie auch auf allen anderen Flughäfen hatte ich eine gewisse Wartezeit eingeplant und nachdem diese verstrichen war, begab ich mich in das Flugzeug, eine Boeing 737. Auch wenn ich noch nie zuvor in meinem Leben geflogen war, verspürte mehr interessierte Aufregung denn Nervosität. Den enormen Geschwindigkeitsschub bei der Beschleunigung auf der Startbahn werde ich nie wieder vergessen.

Der Flug nach Frankfurt verging sprichwörtlich wie im Fluge, da ich von der Aussicht hoch über den Wolken überwältigt war. Angekommen in Frankfurt konnte ich einen riesigen, bis dato noch nie gesehenen Flughafenkomplex bestaunen. Was jedoch von außen imposant wirkte, entwickelte sich im Inneren zur Qual. Unzählige Flugsteige und ein nicht enden wollender Strom an Menschen sowie unglaublich lange Wegstrecken in Kombination mit einer viel zu schweren Tasche trieben mich fast zur Verzweiflung. Dass ich erst noch mein Geld in Yen wechseln musste und dazu bis zum Eingangsbereich des Flughafens und danach natürlich zurück laufen musste trug auch nicht gerade zu meiner Entlastung bei. Doch nichts von alledem konnte mich davon abhalten, letztendlich meinen Flugsteig zu erreichen, von wo aus ich nach einiger Wartezeit in meine Maschine, eine Boeing 747, wechselte.

Diese sollte dann auch mein Aufenthaltsort für die kommenden 11 Stunden sein. Während des Fluges wurden uns sowohl Abendessen und Frühstück als auch Getränke und Snacks auf Wunsch serviert. Zum Zeitvertreib wurden einige Filme in unzähligen Sprachen vorgeführt, unter anderem Narnia (nicht geschaut), Letherheads (unglaublich langweilig, aber ich war nicht wirklich müde) und 10.000 BC (recht interessant). Glücklicherweise konnte ich mich während meines Fluges mit meinem (japanischen) Sitzpartner unterhalten. Fast ausschließlich auf Englisch jedoch. Da wir dem Tag- und Nachtwechsel entgegen flogen, war die Nacht nur wenige Stunden lang. Am Ende dieser konnte ich einen Sonnenaufgang sehen, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Die Wolken unter der Sonne zu sehen ist schon ein seltener Anblick.

おはよう日本!

Auch diese Zeit verging und ich landete in den frühen Morgenstunden bei eher mäßigem Wetter auf dem Narita-Flughafen nahe Tokyo. Während die Zollkontrolle in Dresden und Frankfurt recht flott vonstatten ging, zog sich diese hier schon etwas mehr hin, da die Kontrollen deutlich strikter waren. Die zwei Karten, die ich während des Fluges mit meinen persönlichen Daten sowie der geplanten Aufenthaltsdauer und -ort ausfüllen musste, wurden hier nun entgegen genommen. Unglücklicherweise hatte ich die Adresse meiner Freundin vergessen aufzuschreiben und zu dieser Zeit noch keine Möglichkeit, sie zu kontaktieren. Der Zollkontrolleur war jedoch gütig und ließ mich auch so passieren.

Damit verließ ich den Zollbereich und begab mich zur Eingangshalle, wo auch schon meine Freundin auf mich wartete. Wir fielen uns in die Arme und waren erst einmal die beiden glücklichsten Menschen auf Erden. Wir waren zwar nur einen Monat voneinander getrennt, jedoch war auch dies schon viel zu lang. Als Begrüßungsgeschenk überreichte sie mir ein Melonpan, was ich bisher nur aus Animes wie Shakugan no Shana kannte. Und ebenso wie Shana, der Hauptcharakter dieser Serie, war ich sofort hin und weg von dieser kleinen Leckerei. Das Melonpan avancierte damit sofort zu einem der leckersten Dinge, die Japan meiner Meinung nach zu bieten hat.

Jedenfalls fuhren wir dann mit einem Zug der JR-East bis zur Station Higashi-Nakano und liefen den restlichen Weg zum Haus meiner Freundin. Hier machte sich erneut meine sichtlich zu schwere Tasche bemerkbar. Abgesehen davon konnte ich hier schon die ersten Eindrücke der Stadt Tokyo sammeln. In der Ferne waren die riesigen Bürogebäude Shinjukus zu sehen, welche ich einige Zeit später dann auch einmal aus nächster Nähe sehen sollte. Das Bild in Nakano dagegen ist eher von Wohnhäusern und Supermärkten (genannt Conbini) geprägt. Alle Häuser wirken recht massiv und etwas gedrungen was aber angesichts des relativ hohen Erdbebenaufkommens in dieser Stadt nicht verwunderlich ist.

ただいま・お帰りなさい

Diese beiden Phrasen hört man hier in Japan jeden Tag. Sie bedeuten in etwa so viel wie „Ich bin zuhause.“ und „Willkommen zurück.“ Und herzlich willkommen hieß man mich auch bei meiner Ankunft. Im Laufe meines Aufenthaltes hier habe ich einige Dinge über die japanische Kultur in Hinsicht auf das Essen, das Leben zuhause, das Miteinander zwischen den Menschen, den allgemeinen Lebensstil und der Gesellschaft gelernt. Auch meine sprachlichen Kenntnisse haben sich verbessert; so bin ich mittlerweile in der Lage fast alle Hiragana- und Katakana-Zeichen sowie einige weitere Kanji zu lesen. Ich kann das jeweils zugrunde liegende System nachvollziehen, doch mangelt es mir noch an Vokabular. Insbesondere in Hinblick auf die verbale Kommunikation gibt es noch viel verbessern.

Reis ist hier in Japan was in den westlichen Zivilisationen das Brot. Es gibt Reis zum Frühstück und zum Abendessen, aber stets in einer anderen Variation, wodurch keine Monotonie aufkommt. So wird der Reis bspw. immer mit anderen Beilagen wie verschiedenen Fisch- und Fleischarten sowie Gemüse garniert. Dazu gibt es des Öfteren eine Suppe, wobei die Varianten mit Miso am schmackhaftesten sind. Daneben sind Suppen mit Sesam und Seegras meine Favoriten.

Auch Nudeln gibt es hin und wieder, jedoch üblicherweise nicht in Form von Spaghetti oder dergleichen. Vielmehr in Form von Udon, Ramen und Ähnlichem. Letztere schmecken nach einer professionellen Zubereitung natürlich am Besten, doch auch unter den Instant-Varianten finden sich hier und da einige Leckerbissen.

Nicht das der Glaube aufkommt, dass hier schlichtweg alles anders ist: Brot gibt es auch. Wenn auch etwas wuchtiger, als bei uns im Westen. Eine Scheibe Toast hier in Japan entspricht etwa zwei Scheiben zuhause. Ansonsten finden sich beim örtlichen Bäcker sehr viele Leckereien neben dem bereits erwähnten Melonpan.

Eine weitere sehr beliebte Mahlzeit ist Curry, was ebenso in unzähligen Varianten anzutreffen ist. Dieses wird auch gerne zuhause zubereitet, wobei meine Freundin und ich dies auch schon gemacht haben. Zuletzt ein köstliches Spinat-Curry.

In Bezug auf das Zuhause gibt es auch einige interessante Dinge zu nennen. Das fängt bereits beim Betreten des Hauses an: es gilt eine strikte Trennung zwischen dem Inneren und Äußeren des Hauses. So ist es grundsätzlich nicht gerne gesehen, wenn man seine Schuhe im Haus anbehält. Auch Toiletten zählen aus historischen Gründen zum Äußeren. Deshalb gibt es hier ein Extra-Paar Hausschuhe nur für die Nutzung der Toiletten. Letztere selbst sind auch ein bisschen anders als bei uns. An der grundsätzlichen Konstruktion ist nichts verändert, jedoch wurden einige mehr oder weniger nützliche Extras hinzugefügt. So verfügen viele Toiletten über eine Sitzheizung, welche beim Öffnen des Deckels automatisch aktiv wird. Die Toiletten verfügen über eine Selbstreinigungsfunktion und zwei verschiedene Spülungsstärken. Dazu gibt es oft auch eine Düse zur Intimreinigung, wobei nicht jeder davon begeistert ist. Alle Funktionen der Toilette sind über ein Bedienelement an der Wand einstellbar, es steckt also eine gehörige Menge Technik darin.

Viele japanische Wohnhäuser werden eher in Leichtbauweise gebaut und offenbar gibt es kein Fernwärmesystem wie in Deutschland, womit man oft auf Klimaanlagen angewiesen ist. Alternativ und sehr angenehm sind Fußbodenheizungen, welche es auch im portablen Format gibt. So liegt hier im Haus im Wohnzimmer unter dem Esstisch als auch unter dem Teppich im Wohnzimmer eine solche Heizmatte und man neigt gerade bei letzterer sehr oft dazu, ein kleines oder größeres Nickerchen darauf zu halten.

Die weltbekannte japanische Freundlichkeit in Geschäften und Restaurants ist allgegenwärtig. Als Kunde wird man hier um ein Vielfaches besser behandelt als in Deutschland. So kaufte ich dereinst hier zum ersten Mal Cup-Ramen und bemerkte erst auf dem Weg, dass mir der Kassierer Stäbchen in die Einkaufstüte gelegt hatte. In Japan ist dies schlichtweg Standard-Service; in Deutschland hätte man später schauen müssen, wie man denn die Nudeln isst.

Das Leben in der Stadt ist teilweise ziemlich hektisch und chaotisch, insbesondere in stark belebten Stadtteilen wie Shinjuku und Shibuya. Aufgrund des sehr hohen Verkehrsaufkommens ist die Luft ortsweise ziemlich schlecht, weshalb Menschen mit Atemschutz keine Seltenheit sind. Nichtsdestotrotz machen auch viele ihre Erledigungen mit dem Fahrrad oder zu Fuß.

Letztere Fortbewegungsform ist offenbar die bevorzugte, denn die Gehwege und oft auch die Straßen sind überfüllt mit Menschen. Man kann von Glück reden, wenn man morgens auf dem Weg zur Arbeit noch Platz in der Bahn findet, da man teilweise zusammengequetscht wird, damit die Türen noch schließen können. Und wenn die schier endlose Menge an Menschen noch nicht genügt, um Kopfschmerzen zu bereiten, gibt es obendrauf noch Leuchtreklamen und Werbeanzeigen so weit das Auge reicht.Aber all diesem Trubel kann man auch etwas Schönes abgewinnen, denn der Blick auf ein von Häusern, Autos und Reklame erleuchtetes Tokyo bei Nacht ist wunderschön.

Bei der Arbeit …

Die mir aufgetragenen Aufgaben hier in der Firma gestalten sich recht unterschiedlich. So habe ich unter Anderem die Firmenwebsite in Bezug auf Typo3 neu organisiert und vielerorts gesäubert, einen Debian-Server für das Intranet mit Diensten wie Web, MySQL, FTP, DHCP, DNS und Samba eingerichtet (und dem entsprechend recht viel über die einzelnen Dienste und ihre Konfiguration gelernt) sowie die Dokumentation dazu verfasst. Außerdem habe ich ein Werkzeug implementiert, welches Daten aus einer Access-Datenbank in eine MySQL-Datenbank überführt. Dazu gesellt sich die Behebung kleiner Probleme mit PCs im Firmennetzwerk. Auch wurde ich direkt am ersten Tag mit der Suche nach meinem Nachfolger beauftragt, welche mittlerweile auch schon abgeschlossen ist. Viele weitere interessante Aufgaben stehen noch an.

Das Praktikum selbst macht mir Spaß, da das Firmenklima recht entspannt ist. Die Kommunikation findet zumeist auf Englisch statt, da mein Japanisch für den Alltagsgebrauch noch nicht ganz ausreichend ist. Aber ich arbeite daran. Bedauerlich finde ich lediglich, dass ich durch meine Arbeit hier von morgens um 9:00 bis abends um 17:00 beschäftigt bin und zuzüglich jeweils etwa einer Stunde für den Weg zur und von der Arbeit nicht mehr allzu viel vom Tag übrig bleibt.

… und in der Freizeit

Dafür versuchen meine Freundin und ich dafür an den Wochenenden so gut wie möglich die freie Zeit zu nutzen. So haben wir beispielsweise gemeinsam mit ihrer Großmutter (trotz ihres Alters unglaublich aktiv) den Kaiserpalast im Zentrum der Stadt besucht, dem Broadway in Nakano oder Shinjuku einen Besuch abgestattet (und in letzterem meine Digitalkamera zu Bruch gehen lassen) oder sind einfach nur mit dem Fahrrad in der Umgebung herumgefahren. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, mir das berühmte Akihabara, die „Electric Town“, anzuschauen. Wenn man über die entsprechenden geldlichen Mittel verfügt, lässt sich das hier ganz schnell ändern.

Zuhause kann man auch ganz gut seine Zeit verbringen. So schaue ich neben Animes auch mehr oder weniger regelmäßig Doramas wie Nanase Futatabi, Salaryman Kintaro und GiraGira. Mein aus Deutschland mitgebrachter Ninteno DS erweist sich hier auch oft als sehr praktisch. Und während man vom neuen Nintendo DSi in Deutschland noch nur träumen kann, konnte ich hier bereits Hand anlegen und einen Eindruck bekommen. Schon angenehm, wenn man direkt an der Quelle sitzt.

Soviel erst einmal zum Überblick dessen, was bisher geschehen ist.