Rückkehr nach Japan – 1. Tag: Ankunft & Nakano

Nach mehr als 3 Jahren ist es Anfang Juni nun soweit: ich kehre nach Japan zurück. Zum einen für einen schönen Urlaub und endlich einmal wieder die schöne Umgebung und Kultur wiederzusehen. Zum anderen aber auch, um unsere bisherige standesamtliche Heirat in Deutschland um eine traditionelle Hochzeit in Japan zu erweitern.

Aus diesem Grund buchten meine Frau und ich einen Flug für den 2. Juni von Dresden über München zum Narita-Flughafen bei Tokyo. Für etwas mehr als 2 Wochen sollten wir zurückkehren an den Ort der einzigartigen Verschmelzung von Tradition und Moderne sowie einer interessanten Kultur. Am Tag der Abreise ging es frühzeitig los, sodass wir sicher den Flug um 13:10 vom Flughafen erwischten. Wie üblich kam hier nur eine kleine Maschine zum Einsatz. Als kleine Stärkung gab es einen Schokoriegel, im Laufe der nächsten Stunden sollten reichhaltigere Mahlzeiten folgen. Der Flug war wie üblich kurz und ereignislos, auch wenn der Ausblick aus dem Fenster auf die Wolken wie immer spektakulär war.

Eine erste Verschnaufpause gönnten wir uns in der Metropolitan-Apotheke im Münchner Flughafen mit reichlich Wasser. Unser erstes Ziel war ein leckeres Mittagessen, welches nicht sonderlich beschwert. Im Airbräu-Restaurant wurden wir dann fündig. Unsere Wahl fiel auf Penne mit Gorgonzola-Soße und Wallnüssen sowie einem Thunfisch-Sardellen-Salat.

Gesättigt und zufrieden begaben wir uns zu unserem Gate, wo bereits ein Airbus A 340 auf uns wartete. Drinnen war die Business-Class wie immer sehr einladend mit großen Sitzen und viel Beinfreiheit. Eines Tages bestimmt. Fürs erste gingen wir jedoch durch weiter in die Kabinen der Economy-Class, welche wie üblich ausgebucht bis zum letzten Platz war. Auf Anraten meiner Frau bat ich gleich zu Beginn um eine Flasche Wasser, welche mir auch prompt ausgehändigt wurde.

Zunächst las ich die SZ (Sächsische Zeitung) vom Wochenende, welche ich kurzerhand mitgenommen hatte. In Vorbereitung auf die Reise hatte ich die Auslieferung der SZ für die Zeit des Urlaubs unterbrochen. Nachdem ich mit der Zeitung fertig war, studierte ich etwas, was es bei den damaligen Flügen nicht gab: das Unterhaltungsangebot für die an jedem einzelnen Sitzplatz verfügbaren Monitore. Im Angebot waren neben Radio und Informations-Material Filme verschiedener Genres wie Action, Komödie, Science-Fiction und dergleichen. Meine Wahl fiel auf Sherlock Holmes 2, da ich den ersten Teil dereinst im Kino gesehen hatte und ziemlich interessant fand.

Zuvor wurde das Abendessen serviert, in der Economy-Class wie üblich in portionierten Plastik-Schälchen. Wieder lungerte im Hinterkopf die Vorstellung, wie dieses Essen in der Business-Class aussehen mag. Mein Essen war auf persönlichen Wunsch vegetarisch orientiert mit einer Gemüse-Schafskäse-Mischung umhüllt von einem Avocado-Streifen nebst reisartigen Mini-Nudeln und etwas Gemuese, zwei Salaten, einem Obstsalat sowie einem Milchbrötchen. Offenbar eine gute Wahl, da das eigentliche Gericht dem Bekunden meiner Frau zufolge offenbar viel zu geschmacksintensiv war.

Den Film schaute ich etwa bis zur Hälfte bevor ich ihn unterbrach, um eine Mütze Schlaf zu nehmen. Sowohl in Zügen als auch Fluzeugen ist mir dies allerdings umöglich angesichts des Lärms und der Sitz- statt Liegeposition. So auch hier. Um die “Nacht” zu überbrücken führte ich mir daher einige Neuigkeiten zu Gemüte. Nach einer Weile gab es ein klassisches Frühstück: Rührei mit Schnittlauch nebst Salat sowie ein Milchbrötchen mit Aufstrich. Vorerst ausreichend.

Um 10:00 Uhr Ortszeit erreichten wir schließlich den Narita-Flughafen. Der erste Geruch, der nach dem Ausstieg meine Nase erreichte, gleichte dem eines Schwimmbads. Die klimatischen Gegegebenheiten sind mit einer relativ hohen Temperatur und Luftfeuchtigkeit entsprechend ähnlich. Während in Deutschland zu dieser Zeit mit maximal 18 Grad zu rechnen sind, ist das hier die Minimaltemperatur. Die Obergrenze liegt etwa bei 27 Grad. So sollte ein Vorsommer in Deutschland aussehen …

Bei unserer Ankunft in der Bahnhof-Station mussten wir zu unserem Leidwesen feststellen, dass der reguläre Zug nur stündlich fährt, wir damit also etwa 45 Minuten warten mussten. Der NEX (Narita Express) wäre zu teuer gewesen. Aber auch diese Wartezeit überbrückten wir und brachen schließlich gen Wohnung in Tokyo auf. Auch hier versuchte ich wieder vergeblich, etwas Schlaf zu finden. An der Keishichou-Station wechselten wir die Züge in Richtung Higashi-Nakano, unserem Endbahnhof. Zumindest die Zugfahrt war unterhaltsam, da an den Wänden im Innenraum wieder eine Vielzahl neuer Werbeplakate, -hänger an der Decke und -filme zu sehen waren. Zudem konnten wir einen kurzen Blick auf den Tokyo Sky Tree Turm erhaschen, welcher momentan in aller Munde ist. Offiziellen Angaben zufolge ist dieser Turm der höchste Fernsehturm der Welt und die Betreiber lassen keine Möglichkeit aus, dafür Werbung zu machen.

Tokyo Sky Tree

Lady Kaga

(Platz)not macht erfinderisch

Das Kind wirkt leicht verängstigt

So close!

Otousan von Softbank

Nach unserer Ankunft in Higashi-Nakano stand uns der wohlbekannte Fußweg zum Haus bevor. Mit einem großen Koffer etwas beschwerlich, aber immer noch einfacher als letztes Mal mit zwei Koffern und einer Tasche. Zuhause angekommen hießen uns die Eltern meiner Frau willkommen und die Mutter umarmte mich sogar in einer für Deutsche normalen aber für Japaner absolut unüblichen Umarmung. Die kulturelle Offenheit ist also beiderseits. Erstaunt stellten wir fest, dass auch die Großmutter aus Tokyo anwesend war. Beim Umstieg in Keishichou dachten wir an diese, da sie in der Nähe wohnt. Wir nahmen uns vor, sie in den nächsten beiden Wochen zu besuchen.

Mamachari

Zur Begrüßung gab es ein wunderbares Mittagessen: Udon-Nudeln mit kalter Sojasoße, Rührei und verschiedenes Gemüse sowie gebratenen Fleisch-Streifen und Schinken. Nach dem Essen brachen wir zu einem kleinen Rund-Trip durch Nakano auf, um eventuelle Neuerungen und Veränderungen zu sehen. Viel Zeit war schließlich seit meinem letzten Besuch vergangen. Genau wie damals konnte ich das Mamachari (“Mama-Fahrrad”) nutzen. Unsere Fahrt führte uns quer durch das Wohngebiet unter anderem zum neuen Nakano Central Park mit einem neuen Gebäude und einem großflächigen Park-Areal. Die Sitzbänke in diesem Park weisen eine interessante Eigenschaft auf: es ist unmöglich, darauf zu schlafen. Alle Sitzflächen sind entweder von Armlehnen oder etwas vergleichbarem unterbrochen. Warum dies so erwähnenswert ist? Tokyo ist bemüht, ein gutes Stadtbild abzugeben und dabei passen Obdachlose, die auf Bänken schlafen nicht offenbar so recht hinein. Im Anschluss machten wir einen kurzen Abstecher zum Shimachuu-Laden, welcher wie damals eine riesige Auswahl an Haushalts- und Gartenwaren bot.

Baustelle am Nakano Central Park

Schick beleuchtete Sitzwürfel

Künstlicher See für echte Ruhe

Sitzbänke, bewusst zum Schlafen ungeeignet

Übliche Sitzbänke in der Stadt

Shugoshin, der örtliche Schutzgott

Portrait von Shugoshin

Typische japanische Schwämme

Runs with the power of motor!

Als Abendessen nach unserer Rückkehr hatte die Mutter bereits ein japanisches Curry mit Schweinefleisch-Streifen und Karotten zu Reis vorbereitet. Als Nachtisch gab es Orange und eine Honigmelone aus Kumamoto (Südjapan, eines unserer zukünftigen Ziele), von deren Schmackhaftigkeit uns schon die Großmutter vorgeschwärmt hatte. Sie sollte recht haben. Außerdem gab es das meiner Meinung nach beste Melonpan vom Kobeya-Bäcker, welches wie früher die Großmutter mitgebracht hatte. Neben seiner auffälligen grünen Färbung tritt auch die leckere Honigmelonen-Creme im Inneren in den Vordergrund. Beim Abendessen gesellte sich auch der Bruder meiner Frau dazu. Die Familie war damit fast vollständig anwesend. Die Schwester sollte auch am späten Abend heimkehren, aber da war ich bereits tot ins Bett gefallen.

So endete der erste Tag.