Jahreswechsel in Japan

Der Jahreswechsel in Japan gestaltet sich ein ganzes Stück anders als in Deutschland. Während man hierzulande das neue Jahr lautstark und mit viel Pyrotechnik willkommen heißt, geht es in Japan eher gemächlich zu.

Tradition ist es, zu Silvester einen Schrein aufzusuchen und dort für viel Glück im neuen Jahr zu beten und Talismane zum Schutz zu kaufen. Meine Freundin und ich haben uns für den Schrein in Washinomiya entschieden, da wir gleichzeitig unbedingt einmal eine Szenerie aus Lucky Star selbst erleben wollten.

Auf der Hinreise konnten wir glücklicherweise neben den üblichen JR-Linien auch von einer lokalen Linie Gebrauch machen, womit sich der Fußweg auf 5 Minuten beschränkte. Wir folgten dabei wohlwissend einer Gruppe Otakus um den richtigen Weg zu finden.

Am Schrein angekommen reihten wir uns in eine schon beachtlich lange Schlange ein. Grund für die Warterei: Lucky-Star-Figuren in Form einer Sonderedition der Nendoroids. Und wir mussten warten. Sehr lange. Und bedauerlicherweise waren die Temperaturen nicht unbedingt auf einem Niveau, bei dem man sich gerne lange draußen aufhält. Aber wir waren geduldig und hielten aus, schließlich sollte bei jeder Figur auch ein おみくじ für das nächste Jahr dabei sein.

Um uns herum ausschließlich Otakus. Auch wenn ich fast nichts vom Japanisch dieser verstand, hörte ich doch ständig die Namen von mehr oder weniger aktuellen Animes. Nach langer Wartezeit waren dann auch endlich wir an der Reihe und zogen unsere Figuren aus dem Karton. Danach begaben wir uns sofort auf Essenssuche und begnügten uns letztendlich mit Yakisoba (Bratnudeln). Während des Essens begutachteten wir dann unseren Fund. Ich hatte zwei Figuren gezogen, um die Chance auf eine Konata zu erhöhen. Stattdessen hatte jedoch ich zweimal Kagami gezogen. Meine Freundin hatte eine Miyuki gezogen. Also leider keine Optimalkombination Konata-Kagami-Tsukasa.

Die おみくじ, die wir mit diesen Figuren gezogen hatten, sahen auch eher weniger rosig aus; eine Kagami brachte 凶 (Fluch), Miyuki sogar einen 大凶 (großen Fluch) und nur die zweite Kagami brachte 吉 (Segen).

Jedenfalls wanderten wir hiernach über das Schreingelände und schauten uns die Umgebung an. Neben den vielen Verkaufsständen und Menschen gab es einige sehr alte traditionelle Gebäude zu sehen. Bedauerlicherweise war es schon zu dunkel, um die ganze Pracht dieser genießen zu können. Dafür gab es hier an diesem Ort jedoch etwas zu sehen, was in Tokyo eine Rariät ist: Sterne. Wir konnten praktisch genau so viele Sterne wie in Dresden sehen, was in der Stadt aufgrund der Eigenillumination leider unmöglich ist.

Zu diesem Zeitpunkt waren wir reichlich durchgeforen und wir begaben uns Richtung der immer noch bzw. immer wieder umfangreichen Warteschlange. Daneben hatten wir zuvor ein Lagerfeuer nebst seinem Besitzer gesehen und ebendieser lud uns nun freundlich ein, am Feuer Platz zu nehmen. In dieser kalten Nacht war dies eine sehr angenehme Erfahrung und schnell waren wir wieder aufgewärmt.

Wir bedankten uns und begaben uns Richtung Hauptgebäude des Schreingeländes. Dort hatte sich ebenfalls eine Schlange gebildet, jedoch aus einem anderen Grund. Es ist Tradition, zum Jahreswechsel vor ein Sammelbecken zu treten, eine kleine Spende einzuwerfen und sich nach zweimaligem Händeklatschen etwas für das neue Jahr zu wünschen. Und dies taten wir dann auch nach einer weiteren langen Wartezeit. Während letzterer empfahl mir meine Freundin, mir einen Talisman für das neue Jahr zu holen, da Menschen aus meinem Geburtsjahr nach dem traditionellen japanischen Kalender im Jahre 2009 eher Unglück haben sollen. Ich sollte daher jeden Schutz in Anspruch nehmen, den ich bekommen kann. Also tat ich dies. Auch zogen wir jeder noch ein normales おみくじ in welchem Empfehlungen für das neue Jahr in einzelnen Bereichen des Lebens geschrieben standen.

Nach dem diese Rituale vollendet waren, begaben wir uns wieder auf die Heimreise. Bedauerlicherweise konnten wir nun nicht mehr mit der lokalen Linie fahren, mit der wir angereist sind, da diese nachts nicht mehr fährt. Stattdessen mussten wir uns auf einen längeren Weg Richtung Kuki-Station (nein, nichts mit Keksen) begeben. Die Aussicht auf ein heißes Bad und ein warmes Bett ließ uns jedoch bis zuhause durchalten.

In diesem Sinne 「明けましておめでとう」 und „Frohes neues Jahr“!