Rückkehr nach Japan – 12. Tag: Kamakura

Für den 12. Tag hatten wir uns einen Ausflug nach Kamakura vorgenommen, da es hier eine Menge zu sehen gab. Meine Frau kannte auch die Umgebung, da sie früher bereits einmal mit ihrer Mutter und Großmutter dorthin gereist ist. Neben den momentan überall blühenden Ajisai (Hortensien) sollte es dort insbesondere einen schönen Bergpfad und zum Abschluss sogar die japanische See zu sehen geben.

Ajisai in Weiß-magenta

Frühzeitig brachen wir auf, da wir von Tokyo eine Fahrt von etwa 1 Stunde einplanen mussten. Zumindest waren zu dieser Zeit kaum Leute unterwegs, so dass wir Sitzplätze sicher hatten. Das Schlafen fällt so doch etwas leichter. Auf der Hinfahrt mussten wir in Oufuno umsteigen, auf dem Rückweg später konnten wir bis Shinjuku durchfahren. Unser Zielbahnhof war Kita-Kamakura und wir sollten nicht die einzigen sein.

Das prächtige Wetter hatte Leute aus allen Gegenden und aller Herren Länder in diese eher ländliche Region verschlagen. Der Pulk an Menschen war so groß, dass die JR-Mitarbeiter sogar den Notausgang am Bahnhof öffnen mussten, damit alle einigermaßen geregelt die Station verlassen konnten. Von der Station weg ging es nur im Schritttempo, egal ob zu Fuß, per Auto oder Motorrad.

Ungeachtet dessen bewegten wir uns zum Meigetsu-in, auch bekannt als Ajisai-Tempel. Dieser ist bekannt dafür, dass er besagte Blumenart in Hülle und Fülle sowie verschiedensten Varianten beherbergt und der Andrang dafür war groß. Dennoch ging es relativ gemütlich zustatten und so spazierten wir durch das Areal und bewunderten die Schönheit dieser saisonalen Blume. Neben verschiedensten Farben und Tönen sowie Mischungen und Mustern fanden sich hier auch zum Teil höchst unterschiedliche Formen bei den Blütenblättern. Ein Anblick, den man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn sich die Gelegenheit bietet.

Nach dem Notausgang

Farblich passender Jizou

Hase und Schildkröte

Großer Andrang

Sitzplatz beim Teehaus

Weiss-violett

Der Star des Tages

Tiefblau

Etwas pink

Mehr pink

Violett-blau

Hellblau

Vanille

Weitere Jizou

Blick in den Nebenraum des Schreins

Zen-Garten

Schneeweiß

Bambus-Garten

Steinerne Insignien

Gen Himmel gewachsen

Keine Ahnung was es ist

Zum Abschluss pink

Meigetsuin Dori

Zugang zum Jouchi-Ji

Neben der Fülle an Ajisai bot das Areal aber auch Tempelanlagen, ein Teehaus, einen Zen- und einen Bambus-Garten, welche sich nach japanischer Tradition nahtlos in das Gefüge der Natur einreihten, so dass ein harmonisches Ambiente entsteht. An ruhigeren Tagen mit weniger Leuten lässt sich dies sicher noch besser genießen.

Alsbald machten wir uns aber auf den Weg, da wir uns noch einiges vorgenommen hatten. Vorbei am Jōchi-ji betraten wir einen kleinen Gebirgspfad namens Kuzuharagaoka Hiking Course, welcher uns durch die Wälder zu unserem nächsten Ziel führen sollte. Der Weg, sofern man ihn als solches bezeichnen kann, erinnerte mich stark an unseren Aufstieg des Takao-san. Wieder mussten wir zum Teil wild gewachsenes Wurzelwerk als Treppe missbrauchen um voran zu kommen. Die unglaubliche Idylle durch die grüne Umgebung, den Sonnenschein und die unvergleichlich reine Waldluft machte dies aber allemal erträglich und sogar zum regelrechten Genuss. Nichts fühlt sich besser an, als im tiefsten Wald, fernab von jeglichen Straßen und sonstiger Zivilisation tief durchzuatmen und sämtliche belastenden Gedanken und Gefühle freizulassen.

Steinerne Laternen

Seltene Blütenform

Idyllisch

Zugang zum Bergpfad

Eine zutrauliche Motte

Wurzelwerk

Multilingualer Wegweiser

Steinpagode im Wald

Gaben in den Ritzen

Ständig Begegnungen im Wald

Erklaerung zum Kuzuharaoka-Schrein

Schildkröten als Schrein-Bewohner

Goldfische

Verewigte Gaben

Wasserspeier

Gemütlichkeit

Man sieht Fuji. Nicht

Endlose Wälder

Unterwegs machten wir einen kleinen Zwischenhalt beim Kuzuharaoka-Schrein, wo man für Glück in der Liebe beten kann. Auffällig viele Katzen machten es sich hier gemütlich und verharrten angesichts der strahlenden Sonne im Schatten. Wir setzten unseren Weg fort und erreichten schließlich den Zugang zum Zeniarai-Benzaiten-Ugafukujin-Schrein. Dieser ist weithin bekannt für seine Legende, nachder im Jahre der Schlange (1185), im Monat der Schlange und am Tag der Schlange der Gott Ugafukujin verkündete, dass in den Bergen an einem bestimmten Ort eine Quelle zu finden sein soll. Dorthin solle man gehen und die Shinto-Götter anbeten um Friede zu den Menschen zu bringen. Damit verbunden ist der Glaube, dass sich Geld, welches in dieser Quelle gewaschen wurde, nach dem Ausgeben vervielfacht und wieder zurückkehrt. Dass dieser Schrein gut besucht ist kann man sich vorstellen.

Erläuterung zum Zeniarai Benzaiten-Schrein

Unerwartete Bewohner im Schrein-Gelände

Körbe für die Wäsche des Geldes

Unser gereinigtes Geld

Quelle in der Grotte

Reinigung zugange

Räucherstäbchen

Unsere Omikuji

Kleiner Brunnen

So betraten wir den Bergkessel, in dem sich das Schrein-Gelände befindet durch einen steinernen Tunnel, dessen Ausgang von einer Vielzahl von Torii beschützt wird. Sämtlicher böser Einfluss bleibt daher fern womit das Waschen in seiner höchsten Reinheit vollzogen werden kann. Wir holten uns alle erforderlichen Utensilien: einen Korb, ein Bündel Räucherstäbchen sowie eine kleine Kerze. Zuerst sind die Räucherstäbchen mit Hilfe einer der Kerzen zu entzünden und in einen großen mit Asche gefüllten Topf zu stecken. Dann wird die kleine Kerze entzündet und neben den anderen platziert. Nun kann man die Grotte der Quelle betreten, einen beliebige Menge Geld in den Korb legen und mit Hilfe der bereitgestellten Kellen mit dem gesegneten Wasser waschen. Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass sich die alten Überlieferungen bewahrheiten. Meine Frau hatte sogar einige Euro dabei und später sollten wir feststellen, dass diese deutlich schneller trocknen. Zudem trafen wir hier, tausende von Kilometern von der Heimat entfernt ein Paar deutscher Touristen. 世界は狭い, die Welt ist klein.

Im Anschluss holten wir uns noch zwei Omamori, heilbringende und schützende Anhänger, typischerweise an Handys zu finden. Die damit verbunden Omikuji bescheinigten uns beiden gleichsam 末吉, zukünftiges Glück. Veränderungen und dergleichen sollten wir mit Bedacht angehen und nichts überstürzen. Die ideale Empfehlung. Traditionsgemäß banden wir die beiden an den dafür vorgesehenen Platz und gingen unserer Wege. Nach einigen wenigen Metern betraten wir schon die Stadt Kamakura.

Da wir schon seit geraumer Zeit ohne Mahlzeit unterwegs waren überlegten wir, was wir essen könnten. Beim Erreichen einer großen Kreuzzung erblickten wir einen Conbini und schauten uns darin kurz um. Sonderlich billig waren Onigiri und dergleichen hier aber auch nicht. Direkt daneben stand jedoch ein Soba-Restaurant namens 竹扇‎ (Chikusen), also entschlossen wir uns, dort einzukehren. Sowohl meine Frau als auch ich wollten angesichts der Temperaturen unbedingt kühle Nudeln essen, also bestellten wir beide Udon, ich in der einfachen Variante, meine Frau mit Natto, Udon gab es aber leider nur noch einmal. Daher nahm meine Frau kurzerhand stattdessen Soba. Gemütlich genossen wir diesen kühlen Gaumenschmauß.

Deutsch ist populär

Riesiger Zebrastreifen

Udon

Soba mit Natto

Endlich: das Meer

Boote am Strand

Vielerlei Muscheln

Ein Strandbewohner

Egoistisch aber erfolgreich

Halbinsel in der Ferne

Gelöchert

Manche wagen sich ins Wasser

Spuren einer Krähe

Tsunami-Hinweis

Vielversprechender Zugang

Bambus-Spross

Sichtbarer Verfall

Ein ehemaliges Torii

Danach fuhren wir mir der örtlichen Bahn weiter gen Süden zur Haltestelle Hase (nein, nicht der), den Kamakura sollte noch eine weitere Sehenswürdigkeit bieten: das Meer. Bisher war ich nur einmal an der Ostsee, die japanische See war mir jedoch noch völlig unbekannt. Nach kurzer Zeit erreichten wir unser Ziel: das endlose Blau an einem Sandstrand. Die Seeluft war wieder etwas für sich und so wanderten wir ein wenig den Strand entlang und hielten Ausschau nach schönen Muscheln und vielleicht einigen Strandbewohnern. Doch bis auf Touristen, einigen Krähen und hoch oben am Himmel so manchem Seeadler konnten wir nicht viel auffinden. Und da die Umgebung allmählich in ein abendliches Licht getaucht wurde, machten wir uns auf den Rückweg. Nahe am Strand entdeckten wir noch einen Schrein, welcher allerdings in einem erbärmlichen Zustand war. Offenbar kümmert sich niemand mehr um die Pflege und Instandhaltung.

Kamakura Custar

Mit der Stadtbahn fuhren wir zurück zum Hauptbahnhof. Vor unserer Rückkehr wollte ich unbedingt noch etwas für Kamakura typisches essen und so suchten wir ein wenig in der nahen Umgebung. In einer Bäckerei gegenüber dem Hauptbahnhof namens New German wurden wir fündig. Die Spezialität nennt sich Kamakura Custar und wird, anders als der Name annehmen lässt, mit verschiedenen Füllungen angeboten. Die Maccha-Fans die meine Frau und ich nun einmal sind holten wir uns die entsprechende Variante und genossen sie sogleich draußen. Der unglaublich weiche und leckere Teig umhüllt dabei eine gut gekühlte Creme, einfach nur lecker.

Hase

Bomb Kuchen

Abschied von Kamakura

Am Ende machten wir uns mit der Shounan-Shinjuku-Linie wieder auf den Heimweg und beendeten mit Ramen zum Abendessen diesen 12. Tag.