Rückkehr nach Japan – 9. Tag: Skytree

Am 9. Tag hatten wir uns einen Besuch bei der Großmutter in Tokyo vorgenommen. Doch zuvor sollten wir uns mit einer Freundin meiner Frau bei einer unweit gelegenen Sehenswürdigkeit treffen: dem neuen Tokyo Skytree.

Tokyo Skytree

Wie bereits beiläufig erwähnt ist dieser momentan in aller Munde und man findet keine Ecke in Tokyo, an der nicht für diesen Turm geworben wird. Nach seiner Fertigstellung am 29. Februar diesen Jahres wurde er erst am 22. Mai geöffnet. Hauptzweck ist die Übertragung terrestrischer Signale (TV, Radio); der bisher dafür hauptsächlich genutzte Tokyo Tower erreicht nicht mehr die nötige Leistung, da er von immer mehr hohen Gebäuden umgeben ist. (Wikipedia)

Direkt an den Turm angeschlossen ist ein riesiger Einkaufstempel namens Solamachi (Himmelsstadt) mit vielen Läden und Cafés sowie Restaurants. Weder Dresden noch Tokyo können davon offenbar jemals genug haben.

Oshinari-Hashi

Alle Blicke nach oben

Vorbildlich

Übersichtsplan des Skytree-Areals

Nichts ohne Maskottchen

Umformung vom Dreieck zum Kreis

Solamachi Square

Reflektionen eines Riesen

So bemerkenswert wie der Turm ist auch sein Eintrittspreis: 1500 Yen (15€) für die halbe Höhe, 3000 Yen (30€) für die oberste Plattform. Wir entschieden uns daher, es bei der Ansicht von außen zu belassen. Nachdem wir uns mit der Freundin getroffen hatten, machten wir uns durch einige Nebenstraßen auf dem Weg zum Skytree. Vor Ort angekommen bot sich ein beschauliches Bild: lauter schräg nach oben gerichtete Köpfe, Kameras und Handys machten die enorme Höhe mehr als deutlich.

Da wir schon etwas Hunger hatten schauten wir uns nach einer geeigneten Lokalität um. Auf dem Umgebungsplan konnten wir ein Pronto-Restaurant ausfindig machen, dafür hätten wir allerdings einmal um den Tower herum laufen müssen. Also schauten wir uns die Restaurants vor Ort an und einigten uns darauf, den 3. Stock genauer anzuschauen. Dort angekommen stahl ich mich kurz nach draußen auf die Terasse, um noch ein paar Aufnahmen vom Turm zu machen. Von dort aus erblickten wir einige interessante Sitzbänke und Tische, was wir als Café identifizierten. Kurzerhand entschlossen wir uns, dort nach etwas Leckerem zu schauen. Und tatsächlich fanden wir ein gutes Angebot und nahmen im RRW (Rigoletto Rotisserie and Wine) Platz. Verschiedene italienisch-angehauchte Menüs mit interessanter Zusammensetzung wurden hier angeboten und unsere Wahl fiel auf das Pasta Lunch Menü. Inklusive waren hier eine Suppe, ein Salat und ein Getränk. Bei den Nudeln konnte aus vielen Varianten eine ausgewählt werden und standesgemäß nahm jeder von uns etwas anderes. So kann man immer von mehreren Varianten auf einmal probieren.

Mittagsmenü des RRW

Spaghetti Bolognese

Spaghetti Lachs-Spinat

Spaghetti Mentaiko cod roe

Sesam-Muffins

Süße, fluffige Muffin-Bärchen

Kaiserbrötchen und Brezeln

Grüß Gott!

Die alsbald aufgetischte Suppe überraschte mich ein wenig: das kleine Tässchen mit kalter Blumenkohl-Cremesuppe hätte ich fast als Dressing für den Salat gedeutet. Lecker war beides nichtsdestotrotz. Die eigentlichen Nudeln im Anschluss ebenso. Für westliche Leute mag die Menge evtl. nicht unbedingt ausreichen, aber ich für meinen Teil hatte damit kein Problem, da ich mich schon seit langem an kleinere Portionen gewöhnt habe. Satt werde ich allemal.

Mit der Freundin unterhielten wir uns über alles mögliche und irgendwann holte sie eine Tüte hervor und überreichte sie uns als Hochzeitsgeschenk. Darin enthalten: selbst gemachte Sesam-Muffins und muffin-artige Küchlein in verschiedenen Formen. Sie lässt sich momentan zum Meister-Pâtissier ausbilden. Interessant auch die Berufswahl ihres Freundes, der nach einiger Zeit und Navigation per Telefon zu uns stieß: Bäcker. Und auch er brachte uns ein Geschenk mit: selbst gemachte Brezeln und Kaiserbrötchen mit Sesam. Beides typisch deutsche Backwaren und beides eines meiner Favoriten. Schönes Schmankerl: auf der Tüte stand „Grüß Gott“, natürlich mit Transliteration グリュースゴット in Katakana für Japaner.

Bereits zuvor hatten wir ein interessantes Café namens nana’s green tea in der 4. Etage entdeckt, was nun unser nächstes Ziel sein sollte. Wie der Name schon andeutet werden hier bevorzugt Getränke und Leckereien mit grünem Tee bzw. Maccha serviert. Erwartungsgemäß sehr beliebt, was sich an der Schlange vor dem Eingang deutlich bemerkbar machte. Zur Überbrückung der Wartezeit konnten wir bereits einen Blick ins Menü werfen und uns etwas Schönes aussuchen. Das Angebot war groß und die Wahl fiel schwer. Am spektakulärsten war sicher das Maccha Tree Parfait als Beitrag zur allgegenwärtigen Fülle an Skytree-spezialisierten Angeboten. Etwas so monumentales musste es für uns aber gar nicht sein und so entschieden wir uns für eine heiße Maccha Latte mit Kuromitsu, die Freundin für Maccha Frozen mit Kuromitsu und ihr Freund für eine Maccha Soft Cream Latte. Ein wahrer Genuss!

Skytree in voller Pracht

Solamachi

Begrünte Terassen

Aquarium in der Nähe

Skytree im Grünen

Auffällige Bahnstation

Sogar mit Ghibli

Danach begaben wir uns nach draußen auf die Terasse, von wo aus man sehr einfach den Eingang zum Skytree Tower erreichen kann. Auf dem Platz davor wieder das gleiche Bild: unzählige Leute, den Blick immer nach oben gerichtet. Einige gute Aufnahmen ließen sich hier machen und die allgegenwärtigen Angestellten nahmen auch bereitwillig Gruppenfotos mit Turm im Hintergrund auf. Auf das Betreten des Turms verzichteten wir aufgrund der bereits angesprochenen Preise. Wieder drinnen wanderten wir ein wenig umher und schauten uns die verschiedenen Läden an. Wie üblich wurde alles Mögliche angeboten und wie erwähnt hat praktisch jeder Laden mindestens einen Skytree-spezifischen Artikel im Angebot.

Soba-Sample

Spaghetti-Bolognese-Sample

Samples verschiedener Sushi-Menüs

Toast-Samples

Spaghetti-Napoli-Sample

Einfach zum Anbeissen echt

Hokusai Manga

Eine handvoll Laden

Besonders in Erinnerung blieb allerdings der Laden Ganso Sample. Hier wurde eine riesige Palette an unglaublich lecker aussehenden Speisen ausgestellt. Das Besondere daran: nichts davon war essbar. Es handelte sich hierbei ausschließlich um Speisebeispiele (Samples), absolut typisch für Japan. Diese findet man überall vor Restaurants und sollen die Erscheinung der angebotenen Speisen anschaulich demonstrieren. Oftmals sehen diese Samples täuschend echt aus, sodass man am liebsten reinbeißen möchte.

Sushi

Schließlich verabschiedeten wir uns von unseren beiden Begleitern und machten uns zu Fuß auf den Weg nach Kameido, wo unsere Tokyo-Großmutter lebt. Bei der örtlichen Bahn-Station trafen wir uns und fuhren in das 5. Stockwerk, wo viele Restaurants zu finden sind. Nach kurzer Überlegung entschieden wir uns, dass das heutige Abendessen Sushi sein sollte. Das Sushi im Restaurant auf dieser Etage war gut, aber unsere Großmutter war offenbar nicht sonderlich davon angetan. Sie wollte so schnell wie möglich schon wieder gehen.

Densetsu no Denkyuu

Also machten wir uns auf den Weg zu ihrer Wohnung. Dort angekommen bat sie mich, die Glühbirne im Bad auszuwechseln. Diese war gerade erst an diesem Tag durchgebrannt. Was ich dann erfuhr sollte unfassbar sein und dieser Glühbirne den Namen 伝説の電球 (Densetsu no Denkyuu, legendäre Glühbirne) einbringen. Denn diese hatte sage und schreibe 30 Jahre Nutzung überstanden. In den für Glühbirnen üblichen Stunden-Angaben ergeben sich damit mit einfacher Rechnung 262.800 Stunden. Die übliche Betriebsdauer von klassischen Glühbirnen wird mit 1.000 bis 2.000 Stunden angegeben.

Nachdem wir dies verarbeitet hatten, machten wir uns zum nahe gelegenen ドンキホーテ (Don Quijote), einem Elektronikfachmarkt auf. Die Glühbirnen dort fanden wir zwar schnell, allerdings fürs erste nur die doch sehr kostspieligen LED-Varianten. Bei diesen war fraglich, ob diese unter einer Abdeckung genutzt werden dürften, die Verkäufer meinten eher nicht. Und während wir auf den Verkäufer warteten, erblickten wir weitere Glühbirnen, namentlich Halogen und sogar klassische. Der preisliche Unterschied hätte deutlicher nicht sein können. Nach langen Überlegungen, welche die Farbtemperatur, die Leuchtkraft und natürlich den Preis involvierte, entschieden wir uns für ein Doppelpack von Halogen-Birnen. Wieder zuhause konnte die neue Birne ihren Betrieb aufnehmen. Mal sehen, ob diese Birne tatsächlich die vielfache Lebensdauer einer klassischen Birne hat.

Straßenlichter 1

Straßenlichter 2

Straßenlichter 3

Straßenlichter 4

Straßenlichter 5

Straßenlichter 6

Straßenlichter 7

Etwas später nutzte ich die günstige Lage, um vom Balkon aus schöne Nachtaufnahmen vom Straßenverkehr mit Langzeitbelichtung zu machen. Da die Lichtverhältnisse insgesamt aber relativ hell waren, waren entgegen den Bedingungen in Harajuku die idealen Bilder bei maximal 5 Sekunden zu nehmen. Von einem günstigen Winkel aus konnte man sogar den Skytree mit seiner imposanten Nachtbeleuchtung sehen. Da ich aber natürlich gerne bessere Aufnahmen davon machen wollte, empfahl uns unsere Großmutter einen bestimmten Ort, von wo aus man einen idealen freien Blick haben soll. Da ihr weder Beschreibungen noch Skizzen lagen, entschloss sie sich kurzerhand, uns dahin zu führen. Also brachen wir zu später Stunde noch auf und bahnten uns unseren Weg.

Skytree mit Minimalbeleuchtung

Nächtliche Szenerie 1

Nächtliche Szenerie 2

Das, worüber wir am Anfang noch scherzten, sollte kurz vor unserer Ankuft Realität werden: die farbige Beleuchtung wurde abgeschaltet. Zum Stromsparen wird diese offenbar um 23:00 Uhr deaktiviert. Fassungslos stand ich nun da und konnte nur noch die minimale Beleuchtung auf Foto festhalten. Der ganze Weg quasi umsonst, mein Ärger dürfte verständlich sein.

Schließlich kehrten wir heim und beendeten damit den 9. Tag.