Rückkehr nach Japan – 8. Tag: Hochzeit

Am heutigen 8. Tag in Japan sollte es nun soweit sein: meine Frau und ich sollten eine traditionell japanische Hochzeits-Zeremonie im Meiji Kinenkan durchführen. Zeitlich war alles bereits detailliert geplant und da wir frühzeitig aufstanden war alles problemlos zu schaffen. So machten sich meine Frau, ihre Mutter und ich auf dem Weg nach Shinanomachi.

Eingangshalle des Meiji Kinenkan

Als erstes verschwand meine Frau im Haar-Salon um die Haarpracht und sich im Anschluss auch gleich den einige Tage zuvor ausgewählten Kimono anzukleiden. Ich war glücklicherweise bereits informiert worden, dass dies einige Zeit in Anspruch nehmen wird und so verbrachte ich die meiste Zeit draußen auf dem Gang wartend. Irgendwann erschien dann auch unsere Tokyo-Großmutter, bereits festlich mit Kimono gekleidet. Kurze Zeit später sollte es dann auch für mich soweit sein.

Schriftzug des Meiji Kinenkan

Slogan: Be genteel

Beliebter Platz für Fotos

Ich wurde in den Umkleide-Raum für die Herren geführt und bestätigte als erstes, dass die vorliegende Hakama-Haori-Kombination die richtige ist. Dann verstaute ich meine eigenen Klamotten in einem Schließfach und zog mir die zu nutzende Unterwäsche über. Nun begann die Vorbereitung für die Ankleide. Da meine Figur etwas schmächtig ist, begannen die Angestellten mit allerlei Watte-Bändern und anderen Tüchern, etwas mehr Körpervolumen aufzubauen. Die Taille wurde fast gänzlich versteckt und jedes Mal wurde alles mit weiteren Bändern noch fester gezogen. Das Atmen sollte für den Rest des Tages sehr schwer fallen, von der entstehenden Wärme ganz zu schweigen.

Dennoch nahm die Bekleidung Schritt für Schritt Form an und am Ende fühlte ich mich, ausgestattet mit Fächer und einem festlich weißen Haori-Himo, in die Edo-Zeit zurückversetzt. Doch die straff gespannten Bänder im Taille- und unteren Brustbereich stellten beim Sitzen eine starke Belastung dar. Und zunächst musste ich noch etwas auf dem Gang warten, da die zeremonielle Robe meiner Frau um einiges aufwändiger sein sollte.

Schließlich erschien sie aber endlich. Ein wunderschöner Anblick eines perfekten Gesichts mit prachtvollem Haar und wertvollem Kopfschmuck sowie natürlich des großen, makellos weißen Kimonos. Auf den traditionellen Holz-Sandalen konnte sich meine Frau allerdings nur gemächlich bewegen, weshalb wir uns in Ruhe zum direkt anschließenden Foto-Termin begaben. Dieser war in einem speziellen Foto-Studio angesetzt und sollten von einem Profi aufgenommen werden. Verschiedene Motive waren dabei üblich, bei uns einmal sitzend und einmal stehend, im Portrait und mit Ganzkörper-Aufnahme. Allzeit begleitet von unserer persönlichen Helferin für den Tag, welche uns zuverlässig durch die Räumlichkeiten und den Ablauf geleiten sollte. Häufigster Einsatz war beim Wechsel vom Sitzen zum Stehen beim Kimono meiner Frau. Während dieser im Sitzen einigermaßen offen gelassen werden kann, muss er für das Stehen und Laufen korrekt gefaltet und gehalten werden. Eine Kunst für sich, welche unsere Helferin und andere Angestellte dennoch mit augenscheinlicher Leichtigkeit bewältigten. Ich für meinen Teil musste mir nur 2 Varianten merken, die ich zudem gänzlich allein durchführen konnte: vor dem Hinsetzen den Rock hinten hoch ziehen und vor dem Treppensteigen vorne. Männer hatten es bei der Kleidung irgendwie schon immer einfacher …

Schnell und unkompliziert dirigierte uns der Fotograf in die gewünschten Posen, womit dieser Teil recht schnell abgeschlossen sein sollte. Daher konnten wir uns danach direkt zum Vorbereitungsraum begeben, in welchem bereits sämtliche Verwandten Platz genommen hatten. Hier sollte noch einmal der gesamte Ablauf der Hochzeits-Zeremonie (siehe 4. Tag) detailliert erklärt werden. Aber selbst wenn man sich noch nicht alles verinnerlicht haben sollte, würde das später kein Problem darstellen. Überall gibt es Helfer und Angestellte, die für den Fall der Fälle bereit stehen. Zum Abschluss der Erklärung musste meine Frau und ich nur noch das Seishi, unser Heiratsgelübde, unterschreiben. Da ich mich noch nicht für die Lesbarkeit meines Katakanas verbürgen kann, schrieb ich meinen Namen, dass Blatt zu 90° gedreht, mit regulären westlichen Buchstaben. Meine Frau natürlich wie üblich senkrecht und da der Familienname bereits von mir geschrieben wurde, auch nur mit ihrem Vornamen. Zum Abschluss tranken alle noch Sakurayu, eine der vielen Traditionen bei japanischen Hochzeiten. Reguläre Getränke wurden aber auch verteilt und gerade meine Frau und ich wussten dies zu schätzen.

Tamagushi

Schrein

Sakuranyu

Sake-Trinkschale

Priester und Musiker

Miko beim Glocken-Ritual

Kunstvolle Verzierungen

Eine Speisehalle

Wunderschönes Ambiente

Zur Zeremonienhalle begaben wir uns als geschlossene Gruppe, der Helferin folgten wir als das Brautpaar, direkt hinter uns die Eltern und Geschwister und danach alle anderen Verwandten. Der Zugang zur Halle wurde von zwei Bodyguard-ähnlichen Wachen beschützt, welche aber auf Zeichen den Weg frei machten uns passieren ließen. Auf der anderen Seite warteten bereits der Priester sowie die beiden Miko. Zusammen mit diesen schritten wir mit Bedacht in die Halle. Meine Frau und ich nahmen in der Mitte Platz, alle Verwandten auf der linken Seite. Die rechte Seite wäre für meine Verwandten vorgesehen gewesen, aber diese konnten aus offensichtlichen Gründen nicht anreisen.

Neben uns, dem Priester und dem Mikos war noch ein Sänger und eine weitere Person anwesend, zuständig für das Spielen des Koto. Die Halle war prachtvoll ausgestattet und mit kunstvollen, güldenen Verzierungen sowie traditionellen Elementen versehen. Dem Eingang gegenüber befand sich der eigentliche Schrein mit Gaben für den Gott.

Die Zeremonie verlief 計画 通り, genau nach Plan. Das Vorlesen des Seishi gelang mir ausgesprochen gut, ich vergaß lediglich, die Überschrift vorzulesen. Damit war meine größte Sorge beseitigt. Viele der Verwandten sprachen mir später ihr Erstaunen aus und sagten mir, dass selbst geborene Japaner oft Fehler dabei machen.

Nach Abschluss der Zeremonie verließen wir die Halle und gingen erneut in das Fotostudio, dieses Mal für Aufnahmen mit allen anderen Verwandten und Angehörigen. Wieder machte der Fotograf das ganze Prozedere unterhaltsam mit seiner energiereichen Art. Im Anschluss begaben wir uns in den Garten. Mit dem Wetter sollten wir an diesem Tag wirklich unglaublich großes Glück haben. Denn für den Abend wurden Wolken und sogar Regen angekündigt, doch zu diesem Zeitpunkt war uns ein klarer, blauer Himmel mit nur wenigen Wolken vergönnt. Wunderbar geeignet also für Fotos im Freien. Und Fotos wurden geschossen, in Massen. Doch angesichts der enormen Wärmentwicklung im Kimono meiner Frau und meinem Hakama war unsere Freude etwas eingeschränkt. Dennoch freuten wir uns und genossen das Wetter und die Aufnahmen mit allen Verwandten.

Hiernach betraten wir wieder das Gebäude und begaben uns Richtung Speisehalle. Alle Verwandten hatten bereits zuvor darin Platz genommen und meiner Frau und mir wurde das Eintreten erklärt. Dabei musste zuerst ich unter Applaus eintreten und mich dankend verbeugen und zur Seite treten. Es folgte meine Frau mit dem gleichen Ablauf. Dann konnten auch wir uns zu unseren Plätzen begeben und uns setzen.

Das Menü

Ebi und Verschiedenes

Sashimi

Auster

Kürbis-Mocchi

Aubergine mit Miso

Tempura

Das Dessert

Es folgte ein reichhaltiges Mahl, welches trotz der recht kleinen Portionen doch unglaublich füllend sein sollte. So sehr, dass ich am Ende auf ein Gericht verzichten musste, damit das Dessert noch Platz finden konnte. Die stark zuschnürenden Bänder um den Bauch meiner Frau und mir dürften allerdings auch ihren Teil beigetragen haben. An Getränken konnte man sich bringen lassen, was man wollte, eingeleitet wurde das Essen durch ein Glas Sekt und einem klassischen 乾杯 (Kampai, Prost).

Während des Essens hielten der Bruder unseres Vaters und der Bruder unserer Mutter. Die Moderation wurde vom Bruder meiner Frau übernommen. Nach dem Essen folgte noch die Übergabe von Blumen an die Eltern als Zeichen des Danks. Dabei empfing unsere Mutter einen riesigen Strauß verschiedenster Blumen von meiner Frau und unser Vater eine Rose von mir. Hiernach sagten auch wir einige Worte des Danks für alle Anwesenden, zuerst ich auf Deutsch, dann meine Frau übersetzt auf Japanisch. Schließlich hielt auch unser Vater eine sichtlich ergreifende Rede und schloss damit das Essen ab. Meine Frau, ich und unsere Eltern verließen zuerst den Saal und nahmen am Ausgang die Glückwünsche aller Anwesenden entgegen.

Zu einem letzten Fototermin begaben wir uns in die Eingangshalle des Meiji Kinenkan, ein beliebtes und übliches Fotomotiv. Hier wurden sowohl Aufnahmen von uns als Paar sowie von meiner Frau allein mit ihrem prachtvollen Kimono als auch mit allen Verwandten und Angehörigen genommen.

Damit war die japanische Hochzeit offiziell beendet womit meine Frau und ich uns zurück in die Umkleide-Räume begaben und zu unserer Alltags-Kleidung zurück wechselten. Wieder frei durchatmen zu können war ein wunderbares Gefühl.

Schließlich kehrten wir heim und da wir alle noch mehr als satt waren holten unser Vater und ich nur ein wenig Eis (Vanille, Maccha und ein riesiges Super-Soft) von den örtlichen Conbinis.

Unser Hochzeitstag endete auf diese Weise als 8. Tag unserer Reise.

One thought on “Rückkehr nach Japan – 8. Tag: Hochzeit

  1. Katka

    Und muss die Frau bei Zeremonie auch etwas sagen? Was genau sag der Mann bei Versprechen und steht die oder wie Geste sitzen

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