Rückkehr nach Japan – 5. Tag: Shibuya Hikarie

Für den heutigen 4. Tag hatten wir uns ein Treffen mit einer Freundin meiner Frau vorgenommen. Diese arbeitet bei ANA, nach JAL die zweitgrößte Fluggesellschaft in Japan. Ort des Treffens zu meiner Freude: Shibuya. Wie üblich gemütlich erreichbar mit den örtlichen Bahnen. Beim Verlassen der Bahnstation bot sich ein vertrautes Bild: gigantische Gebäude mit Werbung und überdimensionalen LED-Displays sowie einer schier unendlichen Menge an Menschen auf dem Scramble Kousate Ten (Kreuzung) direkt vor dem 109.

Der Scramble

Mit ein wenig Verspätung, was für Japaner eine kleine Sünde ist, trafen wir die Freundin und gemeinsam machten wir uns auf dem Weg zu dem von ihr ausgewählten Restaurant namens Jinnanken. Direkt im Eingangsbereich befindet sich ein Empfang, an dem die freundliche Angestellte direkt per Freisprechausrüstung im Restaurant nach freien Tischen fragt. Nach dem wir eine Wendeltreppe hinab gestiegen waren, befanden wir uns auch schon im lichtdurchfluteten Restaurant. Über dem Treppenbereich befand sich ein Glasdach, welches einem Baum im Zentrum ideale Bedingungen zum Wachstum bot. Eine gemütliche Atmosphäre also.

Jinnanken-Schriftzug

Innenhof

Pizza Nepolitan

Freie Getränke und Salat

Dessertkarte

Hochzeitsgeschenk: Trinktassen

Direkt neben unserem Tisch befand sich eine Art Buffet-Tisch, von welchem man sich frei bedienen konnte. Verschiedene Getränke wie Tees, Kaffee und Limonade konnten ebenso beliebig oft wieder aufgefüllt werden wie Suppen und frei zusammenstellbaren Salaten. Meine Frau und ihre Freundin entschieden sich beim Essen für japanisches Curry, mir erschien alles für die aktuellen Temperaturen zu schwer, daher fiel meine Wahl auf Spaghetti Neapolitan. Zu meinem Erstaunen gehörten hier offenbar auch Wiener Würstchen dazu. In jedem Fall sehr lecker.

Mit der Freundin unterhielten wir uns über alles mögliche, wie natürlich ihre Arbeit und was sie dort alles erlebt. Dass sie momentan im Check-in-Bereich tätig ist, gerne aber lieber auf eine Büro-Tätigkeit wechseln würde. Diesen Wunsch haben viele, doch Büroplätze sind sehr beschränkt, weshalb nur wenige wechseln können. Ihre aktuelle Arbeit ist zum Teil recht stressig, doch zum Ausgleich trifft sie von Zeit zu Zeit auch bekannte Persönlichkeiten wie Sänger, Komiker und Politiker. Die aus ihrer Sicht nervigsten Kunden erstaunte mich zu beginn etwas: Japaner. Die Erklärung fand sich jedoch schnell: Japaner wissen ganz genau, dass sie in Japan wirklich König sind und sich praktisch alles erlauben können. Die Mitarbeiter müssen immer freundlich und zuvorkommend sein. Ausländer dagegen sind einfach nur überrascht ob der ungewohnten Freundlichkeit und erfreuen sich einfach daran.

Auch sehr interessant war der Austausch von Reise-Erlebnissen. So war die Freundin erst dieses Jahr in Italien und plant dieses Jahr noch nach Südkorea zu fliegen. Zudem war sie auch einmal in Frankfurt, wo meine Frau früher arbeitete und auch in Frankreich. Ihre Mutter ist eine Professorin, daher lebte sie als Kind viel in Frankreich. Vermutlich bedingt durch ihren häufigen Kontakt mit Ausländern konnte ich mich dieser Freundin erstaunlich gut auf Japanisch unterhalten.

Wirklich überrascht hat uns die Freundin allerings mit einem Geschenk angesichts unserer Heirat: zwei Trinktassen von ouef doux, eine Marke welche die verschiedensten Sachen wie Kleidung und Hausartikel vertreibt. Und nicht einfach nur irgendwelche Trinktassen, sondern sogar mit den Anfangsbuchstaben unserer Vornamen und passenden pinkfarbenen und blauen Applikationen. Sehr schönes Geschenk, wofür wir uns ausführlich bedankten.

Wir saßen so lange in diesem Restaurant, dass wir schon freundlich darüber informiert wurden, dass in Kürze geschlossen wird. Offenbar schließt das Restaurant zwischen Vormittags- und Abendangebot. Somit begaben wir uns also wieder auf die Straßen der Style-Metropole Shibuya.

109

Disney-Gebäude

Die Freundin musste sich schon wieder auf den Weg machen, also begaben wir uns zur nächstgelegenen Kreuzung. Auf dem Weg dahin fuhren an uns viele größere Busse, LKWs und sogar Limousinen mit lauter Musik und riesigen Werbeplakaten für die Neuveröffentlichungen von Singles und Alben koreanischer Bands wie SNSD und T-ARA vorbei, welche momentan die japanische Musikwelt überschwemmen. Viele Japaner stehen dieser Entwicklung negativ gegenüber. Zudem neigen die koreanischen musikalischen Auswürfe sowohl optisch als auch akkustisch zur absoluten Gleichheit. Typische Kommentare wie „Die sehen doch alle gleich aus“ dürften westlichen Leuten über Asiaten allgemein vertraut sein.

Werbeaktion zur neuen SNSD-Single

Während wir uns dieses Schauspiel anschauten, wurden wir von einem ein wenig wie ein Staragent wirkenden Mann angesprochen. Dieser fragte uns dann, ob wir nicht Lust hätten, in die Limousine einzusteigen, ein wenig damit herumzufahren und darüber in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter zu schreiben. Quasi ein Schubser zum viralen Marketing. Da wir mit den Bands allerdings wenig anfangen konnten lehnten wir dankend ab. Der einzigen koreanischen Band, der ich etwas abgewinnen kann und die ich auch gerne höre, ist KARA. Alles andere klingt auch für mich zu gleich.

Kreative Ring-Uhr

Nachdem wir uns also von der Freundin verabschiedet hatten, schlugen wir eine andere Richtung ein. Unser Ziel: das Shibuya Hikarie, ein neuer riesiger Einkaufs-Gebäudekomplex, welcher erst in diesem Jahr geöffnet hatte. Der Weg dahin gestaltete sich schwierig, da der Eingang gar nicht so einfach zu finden war. Wir mussten letztendlich den Bahnhof-Bereich wieder betreten und an verschiedenen Geschäften über einen Aufgang die riesige geschlossene Brücke betreten, welche letztlich zum Hikarie führt.

Shibuya Hikarie

Der Pfeil weist den Weg

Eingangsbereich des Hikarie

LED-Ring-Uhr

Etagen-Übersicht

Wetterbericht

Interessante Orte in der Umgebung

Genaue Distanzangaben

Lohas: jetzt auch in Japan

Theatre Cafe

Blick auf Shibuya

Theatre Orb

Tierischer Besucher

Im Hintergrund: Shinjuku

Kinderspielplatz auf den Dächern

Kreuzung aus der Vogelperspektive

Konstruktion eines neuen Stromfressers

Momentan überall zu sehen: Exile

Split-Screen

Endlich angekommen wusste schon der Eingangsbereich zu begeistern: neben üblichen Orientierungstafeln befanden sich an der Decke überdimensionale LED-Display-Ringe, welche für die Präsentation verschiedenster Inhalte genutzt wurden. So konnte man darauf neben einer interessant gestalteten Uhr eine Übersicht über die verschiedenen Stockwerke und Geschäfte, den Wetterbericht für den aktuellen Tag sowie eine Silhouette von der Umgebung mit nennenswerten Örtlichkeiten sehen. Die Möglichkeiten des Displays sind schier unbegrenzt und werden offenbar auch sehr gut genutzt.

Zuerst begaben wir uns in das 11. Stockwerk, welches das oberste allen zugängliche ist. Begrüßt wird man dort vom Aufzug aus gleich von einem LAWSON Combini, in welchem es unter Anderem 2 Liter Wasser für unglaubliche 105 Yen gibt. Im Hauptbereich befindet sich ein großes Café, angesichts der zu erwartenden Preise haben wir uns einen Besuch aber gespart. Statt dessen begaben wir uns weiter Richtung Fenster, welche großflächig bis zum Boden reichen und so einen wunderbaren Ausblick auf die Innenstadt von Shibuya bieten. Auf Schildern in der Nähe konnten wir den Namen „Theatre Orb“ lesen und ein Blick nach oben offenbarte ebendiesen: eine gigantische kugelartige Struktur, welche offenbar die Unterseite von Sitzbänken für das besagte Theater darstellt.

Die höher gelegenen Stockwerke sind Büros und Konferenzräume, daher begaben wir uns abwärts in das 8. Stockwerk. Dieses bietet Platz für ein ganzes Ensemble an kreativen Köpfen. So findet direkt im mittleren Bereich momentan eine Abstimmung ab, infolge derer 2 Motive für die Wand-Deko der Zimmer eines neuen Hotels ausgewählt werden. Verschiedene Motive stehen dabei zur Auswahl. Ein Rundgang auf dieser Etage offenbart verschiedene Lounges, Studios und Museen mit Kunstwerken verschiedenster Stile. Insbesondere die Ausstellung zu Hokusai Manga, historischen Manga, hatte es uns angetan. Viele interessante Bilder gab es hier zu sehen, alles Originale aus der Edo-Zeit. Offenbar auch zum Verkauf freigegeben, denn viele waren bereits entsprechend markiert.

Artwork Design Contest

Hokusai Manga

Zum Essen fast zu süß

Aus Deutschland!

Ein Tritt für die Energie Japans

Blick auf die Arbeit eines Bäckers

Maccha-Teig mit Macaron belegen ...

... kurz anbacken und ...

... zum Schluss zusammenlegen

Verschiedenste Eclairs

Geschmackstabelle der Eclairs

Kleinigkeiten bei der Kasse

Unbezahlbar

Teurer Snack

Suesse Maccha-Leckerei

Auf der Suche nach Leckereien begaben wir uns in das 3. Untergeschoss. Hier gab es alles, was das Herz begehrt mit vielerlei Ursprung (unter anderem auch aus Deutschland), allerdings alles hoffnungslos überteuert. Eines stach besonders hervor: eine Art   Maccha-Kuchen gefüllt mit Schoko-Macarons, angeboten von der patisserie Sadaharu AOKI aus Paris. Man konnte dem Bäcker in einer Art Gläsernen Patissiere sogar beim Zubereiten dieser Leckerbissen zuschauen. Nachdem wir uns in die recht lange Schlange mit einem Ticket eingereiht hatten, sahen wir nahe der Kasse wirklich lächerlich hohe Preise: 4001 Yen (ca. 40 €) für einen recht kleinen Kuchen, 481 Yen (ca. 4,81 €) für eine Scheibe davon. Geringfügig übertrieben. Ungeachtet dessen begaben wir uns nach draußen und genossen die soeben erstandene Wertware. Auch wenn der äußere Teil vollständig aus Maccha-Teig bestand, konnte man durch das übersüße Macaraon im Inneren nicht mehr viel davon schmecken. Alles in allem dennoch lecker.

Leicht überfüllte Innenstadt

Ein guter Tag für Jungfrau

Schon wieder Exile und Cerberus

Tower Records

Markenzeichen von Tower Records

Kreuzung vor dem Ansturm

Wohlbekannt: Tepco

Fragmentierte Erscheinung

Von einem Zeichner Gurren Laganns

Schließlich verliesen wir das Hikarie wieder und entschlossen uns, den nahegelegenen Stadtteil Harajuku aufzusuchen. Auch dort waren wir bei meinem letzten Aufenthalt in Japan bereits einmal gewesen. Auf dem Weg passierten wir auch den Plattenladen Tower Records, welcher nun neuerdings übersäht von koreanischen Künstlern ist, insbesondere besagten T-ARA.

Ein wenig weiter erreichten wir schließlich unser Ziel und die Straßenkreuzungen boten mir ein wunderbares Motiv für Langzeit-Nachtaufnahmen.

Lichtbögen 1

Lichtbögen 2

Lichtbögen 3

Lichtbögen 4

Lichtbögen 5

Lichtbögen 6

Lichtbögen 7

Lichtbögen 8

Lichtbögen 9

Danach begaben wir uns auf den Heimweg und genehmigten uns noch im der Bahnstation Higashi Nakano nahe gelegenen Mr. Donuts zwei leckere Donuts, ich mir einen Klassiker (im Gegensatz zu vielen anderen noch nicht geschrumpft), meine Frau eine Kokos-Variante. Die Auswahl fällt angesichts des Angebots schwer. Zuhause wartete die nächste Delikatesse auf uns: Soba mit Tempura, das perfekte Essen für die warmen Tage.

Soba mit Tempura

Tempura

Soba

So lecker endete der 5. Tag.