Rückkehr nach Japan – 15. Tag: Inokashira-Park & Vatertag

Für den letzten Tag, an dem wir etwas Großes unternehmen können, hatten wir ein Treffen mit einer Schulfreundin meiner Frau geplant. Außerdem war dieser Sonntag zugleich internationaler Vatertag, wir mussten uns also noch etwas Schönes für unseren Vater einfallen lassen.

Zuallererst fuhren wir von Nakano aus westlich nach Kichijouji. Diesen Stadteil hatten wir früher bereits einmal besucht, da hier meine Frau zur Oberschule gegangen ist. Direkt von der Bahnstation aus ist ein atré-Kaufhaus zugänglich, wo man nach Herzenslust shoppen und stöbern kann. Es gibt kaum etwas, was es hier nicht gibt. Interessanterweise befindet sich ein solches Kaufhaus momentan direkt neben der Higashi-Nakano-Station im Bau. Fürs erste schauten wir uns hier ein wenig um und überlegten schon einmal, was unserem Vater gefallen könnte. Einige interessante Sachen fanden wir, verschoben einen eventuellen Kauf aber auf später.

Denn fürs erste trafen wir uns mit der Schulfreundin und ihrem Freund. Gemeinsam verließen wir die Bahnstation und machten uns auf den Weg zum nahe gelegenen Freshness-Burger-Laden. Meine Frau hatte durchsickern lassen, dass ich unbedingt gerne einmal dessen Hamburger probieren wollte und unsere beiden Begleiter gingen gerne mit. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten wir den Laden und nahmen Platz. Ich bestellte einen Bacon Omelet Burger, meine Frau einen Vegetable Burger Tofu. Zum Trinken entschieden wir uns für das momentan als Aktion angebotene Grenadine Soda.

Mit der Freundin und ihrem Freund konnten wir über Vieles reden und insbesondere die aktuelle Forschungsarbeit des Freunds interessierte uns. Er studiert im Fachbereich Biologie und schreibt eine Arbeit über die mütterliche Verhaltensweise und ihre Entwicklung bzw. Veränderung bei Geburt und der nachfolgenden Erziehung eines Kindes. Offenbar gibt es zu diesem Feld bisher so gut wie gar keine Forschungen, der Bedarf ist daher hoch. Mit einer brauchbaren Studie könnten Rückschlüsse darauf geführt werden, warum manche Mütter deutlich schlechter mit Kindern umgehen und diese damit nur mangelhaft erziehen können. Psychologische Aspekte spielen hier also eine große Rolle. Bzgl. Thema Kindererziehung: die Freundin selbst arbeitet als Kinderbetreuerin in einem Kindergarten. Wenn das mal nicht passt. Aber auch der gezielte Einsatz von psychologisch begründeten Effekten in Musikvideos kam als Thema auf. Als Beispiel der merkwürdige Effekt des rückwärts Vorwärtslaufens in Videos von Jamiroquai zum Erregen von Aufmerksamkeit.

Living Museum of Art

Vielzahl von Besuchern

Übersäht von Tretbooten

Koi-Karpfen

Springbrunnen im See

Spaß für jung …

… und alt

Koto-Spielerin, kritisch beäugt

Ai Ai Gasa, Symbol der Liebe

Munteres Treiben am Fluss

Grüner Kanal

Kanalbewohner

Über einige weitere unterhielten wir uns, bevor wir zusammen zum nahe gelegenen Inokashira-Park gingen. Bei dem bombastischen Wetter war dieser sehr gut besucht und man hielt sich bevorzugt im Schatten auf. Die Sonne brannte doch recht arg. Mit dem richtigen japanischen Sommer und seinen Temperaturen um die 37 Grad bei einer hohen Luftfeuchtigkeit war das Klima an diesem Tag allerdings noch nicht vergleichbar. Der Hochsommer soll nach Aussage meiner Frau tödlich für mich sein, daher rät sie mir stets davon ab, Japan im Juli, August oder September zu besuchen.

Wir schlenderten durch den Park, überquerten verschiedene Brücken, welche den großen See im Zentrum überziehen. Auf diesem waren an diesem Tag enorm viele Tretboote unterwegs. An den Brücken sammelten sich Koi-Karpfen in Schaaren in der Hoffnung auf Futter. Auf der anderen Seite erwartete uns ein Lustikus, welcher eine große Menge an Leuten zu begeistern und um sich zu versammeln wusste. Auf höchst unterhaltsame Art und Weise schuf er Luftballon-Figuren und vollführte andere Kunststücke. Schließlich beschlossen wir, zur alten Oberschule meiner Frau zu gehen.

Kreative Fenster

Visitenkarte des ogawa café

Vielfältige Getränke

Wir folgten dabei dem Kanda-Fluss, genau derselbe der auch durch Ochanomizu fließt. Den selben Weg sind wir damals zur Weihnachtsfeier in der Oberschule gelaufen. Auf der Suche nach einer Abkühlung schauten wir uns nach einem Café oder dergleichen um und wurden an einer Straße mit dem ogawa café fündig. Die Klimaanlage darin schuf eine völlig andere Klimazone in deren angenehmen Kühlung es sich wunderbar aushalten ließ. Das Café hatte auch eine interessante Lösung für zu dunkle Räume zu bieten: Löcher in der Wand mit Fischaugen-Fenstern. Etwas ähnliches würde sich in unserer Wohnung in Dresden sicher auch gut machen. Wir bestellten verschiedene Getränke und zu meinem eisgekühlten Ko-Cha konnte ich problemlos Milch bekommen. Wir unterhielten uns noch über einige Sachen, sogar bezüglich Anime und Musik.

Schließlich verließen wir das Café und beschlossen, heimzukehren. Zurück in der Bahnstation Kichijouji verabschiedeten wir uns und unsere Freundin überreichte uns noch ein Hochzeits-Geschenk. Wir bedankten uns herzlichst dafür und besuchten noch einmal das atré. Dort gingen wir zum Aoyama Flower Market, da meiner Frau die Bonsai-Bäume dort sehr gut gefielen. Wir entschieden uns für Momiji als Vatertags-Geschenk und nahmen für mich noch einen kleinen Bonsai-Kiefer mit. Dann gingen wir noch zur unteren Etage, auf welcher vorrangig Leckereien und Cafés zu finden sind. Dort schauten wir uns nach einem kleinen Snack um und wurden schließlich in der Bäckerei Antendo fündig. Hier sah eines leckerer aus als das andere und die Wahl fiel mir schwer. Meine Frau wollte eher etwas salziges. So wurde es am Ende ein Café-Milchkuchen mit Mocchi für mich und ein Käse-Wurst-Gebäck für sie. Im Zug auf der Rückfahrt konnte ich nicht mehr warten und genoss meine köstliche Leckerei.

Teigbelag

Perfekt gebraten

Belegt mit Katsuoboshi und Nori …

… oder ganz einfach

Gut einölen …

… Teig einfüllen …

… Füllung auflegen …

… gut anbraten …

… einige Male wenden …

… belegen und fertig

Nach unserer Rückkehr in Nakano machten wir noch einen kurzen Abstecher in den Broadway und holten neben einigen Kleinigkeiten noch wahre Kunstwerke von Torten und Küchlein im Ginza Cozy Corner. Vollbepackt mit tollen Sachen kehrten wir wieder heim. Zuhause sollte dann ein wahres Festmahl aufgetischt werden. Zuerst wurde der Teig für Okonomiyaki vorbereitet, eine geeignete Herdplatte stand bereits auf dem Tisch. Wir hatten früher des öfteren selbst Okonomiyaki zubereitet, aber dieses war wieder ein wenig anders. In den Teig wurde nur sehr fein geschnittenes Gemüse gemischt und auf die Herdplatte gegeben. Erst dann wurden Fleisch, Shrimps und zu meiner Freude auch Tintenfisch darauf verteilt. Dass die Herdplatte speziell für diese Art von Gericht vorgesehen ist merkte man daran, dass die Bräunung ideal wurde, ein Verbrennen ist unwahrscheinlich. Und das Ergebniss konnte sich sehen und schmecken lassen. Serviert mit speziell dafür vorgesehener Soße, Mayonaise und Katsuoboshi absolut köstlich und unbedingt empfehlenswert.

Während wir aßen wurde bereits eine zweite Portion vorbereitet. Danach wurde die reguläre Herdplatte durch eine speziell geformte mit Wölbungen für die Zubereitung von Takoyaki ausgetauscht. Während Okonomiyaki noch praktisch jedem schmecken sollte, dürften Takoyaki mit seinem eher weichen, fast flüssigen Inneren und den Stücken von Oktopus-Tentakeln im Kern nicht jedermanns Sache sein. Ich für meinen Teil hatte davon bereits bei meinem letzen Besuch probiert, kannte und schätzte daher den Geschmack. Und die selbstgemachten dieses Abends sollten auch äußerst lecker werden. Beim Wenden für die Rundum-Bräunung konnte ich sogar aushelfen. Mein Bauch war zwar bereits gut gefüllt aber in Ruhe konnte ich auch diese Spezialiät genießen.

Beim nachfolgenden Verzehr der Törtchen anlässlich des Vatertags konnte man ein Phänomen beobachten, was in der japanischen Sprache mit 別腹 (Betsu Bara, anderer Bauch) bezeichnet wird: obwohl man bereits gänzlich voll ist, kann man doch noch etwas Anderes essen. Im Deutschen würde man sagen „Dafür ist immer noch Platz“. Wofür genau ist von Mensch zu Mensch verschieden, Süßspeisen sind aber die häufigsten Kandidaten. So auch in unserem Fall womit die Törtchen kein bisschen von ihrer Delikattesse verloren. Und ein Augenschmaus waren diese auch noch, zum Essen also fast zu schade. Passend dazu auch die so in etwa übersetzbare Aufschrift 食べられません auf der Rückseite der Etiketten.

Mit diesem Festmahl endete der Vatertag und 15. Tag.